Konzerte Saison 2017-2018

  • 6.3.2018
  • 19:30
  • 92.Saison
  • Zyklus A
Oekolampad Basel

Lieder der Romantik IV

Julian Prégardien, Tenor Michael Gees, Klavier

Der 1953 als Sohn zweier Sänger geborene Michael Gees hatte schon mit drei Jahren kein lieberes Spielzeug als das Klavier. Bereits als Kind gewann er Wettbewerbe. Später studierte er in Wien und Detmold. Doch was ganz nach einer grossen Solistenkarriere aussah, verwandelte sich nach einem Ausbruch aus der Welt der Wettbewerbe und des Karrieredenkens in andere Richtungen. Gees wandte sich nach Wiederaufnahme des Klavierstudiums der subtilen Kunst der Liedbegleitung zu, suchte aber auch andere Formen der Musikvermittlung. Als Liedpianist, den man insbesondere als Begleiter von Christoph und Julian Prégardien kennt, der aber auch mit vielen anderen Sängerinnen und Sängern zusammenarbeitet, konzertiert er heute weltweit. Meist ergeben sich dabei originelle und einfühlsam zusammengestellte Programme. Zudem ist eine Reihe von Einspielungen entstanden, darunter die gerühmte Aufnahme der «Schönen Müllerin» mit Christoph Prégardien (erschienen 2008). Gees pflegt und unterrichtet zudem Improvisation, gerade auch im Bereich Lied.

Seine musikalische Ausbildung erhielt der 1984 in Frankfurt als Sohn des Tenors Christoph Prégardien geborene Sänger bei der Limburger Dommusik und an der Musikhochschule Freiburg. Im November 2017 übernahm Julian Prégardien eine Professur für Gesang an der Hochschule für Musik und Theater München. Im Konzertbereich zählt er zu den gefragtesten Interpreten der Evangelisten-Partien Johann Sebastian Bachs. Auf CD sind in den letzten Jahren u. a. Bachs Matthäuspassion und Johannespassion mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks und Concerto Köln, Rameaus Zaïs mit Les Talens Lyriques und Christophe Rousset sowie die Lied-CDs «An die Geliebte», «Schubertiade» und «Father and Son» erschienen. Der 2017 mit dem International Classical Music Award ausgezeichnete Liedinterpret war an der Gesamtaufführung aller Lieder von Franz Schubert sowohl bei der Schubertiade Hohenems/Schwarzenberg als auch in der Wigmore Hall beteiligt. Julian Prégardien debütierte 2017 an der Bayerischen Staatsoper in der Titelpartie von Carl Maria von Webers Oberon (Ivor Bolton). Opernprojekte dieser Saison sind u. a. Pedrillo in Mozarts Entführung bei der Salzburger Mozartwoche (René Jacobs) sowie Narraboth in Strauss’ Salome bei den Salzburger Festspielen (Franz Welser-Möst). Daneben hat Julian Prégardien die Medienplattform P.RHÉI ins Leben gerufen und veröffentlicht dort ein Editionsprojekt, das die Aufführungspraxis und Interpretationsgeschichte von Schuberts Liedzyklen «Winterreise» und «Die Schöne Müllerin» beleuchtet.

Ein Schumannmärchen

Es war einmal eine Zeit, in der war es gewünscht und üblich, dass Interpreten Werke nicht bloss exekutierten, sondern Varianten hinzuerfanden, phantasierten und Extempores zu Gehör brachten. Der schöpferische Umgang mit der Überlieferung galt einmal als selbstverständlich. Man ging überhaupt nur zu einer Schubertiade oder zu einer Soirée, um etwas Unwiederholbares und Unerhörtes zu erleben, mehr noch, um sich an der Entstehung eines Kunstwerkes zu beteiligen. Denn eigentlich gab es damals noch gar kein Publikum, nur Mitwirkende. Nie wäre ein Musiker auf die Idee gekommen, sich selbst zu leugnen und nur Noten zu spielen, ohne ins Feuer der Begeisterung zu geraten. Davon hat sich etwas bis auf den heutigen Tag erhalten: obwohl gedruckter Text keine Vortragsbezeichnungen enthält, betonen Schauspieler ihn gewöhnlich dennoch, sprechen Dialekt, kürzen, ändern oder variieren nach eigenem Gutdünken oder nach dem Willen der Regie. Und niemand käme auf die Idee zu sagen, da vergreife sich einer an Meisterwerken...

Und heute? Schumann lebt! Und weil er nicht gestorben ist, singen und spielen Julian Prégardien und Michael Gees Robert Schumann. Und das, was ihnen dazu einfällt, auch.

Der im ersten Konzertteil erklingende Liederkreis opus 24 wird durch Extempores erweitert, im zweiten erklingen neben Liedern nach Gedichten von Andersen, Eichendoff, Goethe und Heine auch Klavierstücke von Robert Schumann, zu denen Julian Prégardien ausgewählte Gedichte rezitiert.

Robert Schumann 1810-1856

Liederkreis, op. 24 (1840)
Morgens steh’ ich auf und frage
Es treibt mich hin
Ich wandelte unter den Bäumen
Lieb’ Liebchen
Schöne Wiege meiner Leiden
Warte, warte, wilder Schiffmann
Berg und Burgen schaun herunter
Anfangs wollt’ ich fast verzagen
Mit Myrten und Rosen

Clara Schumann-Wieck 1819-1896

«Loreley» (Text: H. Heine), W.o.O. (1843)

Robert Schumann 1810-1856

Liederkreis nach Gedichten von Andersen, Eichendorff, Goethe, Heine, Kerner und Klabund mit Musik von Clara und Robert Schumann
Aus Waldszenen, op. 82: Nr. 7 Vogel als Prophet
Rezitation: Alte Laute (Justinus Kerner)
Waldesgespräch (Joseph von Eichendorff), op. 39/3 (1840)
Der Einsiedler (Joseph von Eichendorff), op. 83/3 (1850)
Frühlingsfahrt (Joseph von Eichendorff), op. 45/2 (1840)
Die beiden Grenadiere (Heinrich Heine), op. 49/1 (1840)
Der Soldat (Hans Christian Andersen), op. 40/3 (1840)
Aus Humoreske B-Dur, op. 20: Einfach und zart
Rezitation: Der müde Soldat (Klabund)
Belsazar (Heinrich Heine), op. 57 (1840)
Nachtlied (Johann Wolfgang von Goethe), op. 96/1 (1850)