Konzerte Saison 2020-2021

  • 25.8.2020
  • 19.30
  • 95.Saison
  • Extrakonzert
Stadtcasino Basel, Musiksaal

Eröffnungskonzert Neues Stadtcasino

Schumann Quartett Novus String Quartet

Das Extrakonzert findet im Grossen Musiksaal des Stadtcasinos statt.

Das Schumann Quartett ist dort angekommen, wo alles möglich ist, weil man auf Sicherheiten verzichtet. Das schließt auch das Publikum mit ein, das sich Abend für Abend auf alles gefasst machen muss: „So wirklich entwickelt sich ein Werk nur live“, sagen sie, „das ist ‚the real thing’, weil wir vorher selbst nie wissen, was passiert. Spätestens auf der Bühne fällt jede Imitation weg, man wird automatisch ehrlich zu sich selbst. Dann kann man in der Musik eine Verbindung mit dem Publikum herstellen, kommunizieren.“ Die Live-Situation wird in naher Zukunft noch weiter aufgeladen: Sabine Meyer, Menahem Pressler, Andreas Ottensamer und Anna Lucia Richter zählen zu den aktuellen Partnern der Vier.

Ein Highlight der 19/20 Saison ist weiterhin die bereits im Dezember 2016 begonnene, drei Jahre währende Residenz bei der Chamber Music Society des Lincoln Centers, in New York City. Des Weiteren wird das Quartett zweimal in den USA auf Tour gehen, zu Gast bei Festivals in Deutschland, Frankreich, in der Schweiz und den Niederlanden sein und Konzerte in den großen Musikmetropolen München, Hamburg, London, Berlin und Madrid spielen. Sie sind Teil der Opernproduktion „Inferno“ der Oper Frankfurt und freuen sich auf ihre alljährlichen zwei Konzerte im Rahmen ihrer langjährigen Residenz im Robert-Schumann-Saal in Düsseldorf.

Seit seiner Gründung im Jahr 2007 an der Korea National University of Arts zählt das Novus String Quartet zu einer der bedeutendsten Kammermusikensembles in Korea und sorgte in Europa erstmals 2012 für Furore, als es beim renommierten ARD Musikwettbewerb den 2. Preis in der Kategorie Streichquartett erspielten. Zwei Jahre später krönte sich das Quartett dann mit dem 1. Preis beim Mozart Wettbewerb in Salzburg, dessen Juryvorsitz Lukas Hagen vom Hagen Quartett hatte. Seither füllt das Quartett die internationalen Konzertsäle und begeistert Publikum und Kritiker gleichermaßen.

Seine ersten Erfolge feierte das Quartett bereits ein Jahr nach seiner Gründung bei der „International Chamber Music Competition Osaka“ in Japan, wo es den dritten Platz belegte. Eine weitere internationale Auszeichnung erhielten sie beim Kammermusik-Wettbewerb in Lyon 2009, bei dem es ebenfalls den dritten Platz belegte.

2011 verlegte das Quartett seinen Lebensmittelpunkt nach Deutschland und begann sein Quartettstudium an der Hochschule für Musik und Theater München bei Prof. Christoph Poppen und Prof. Hariolf Schlichtig. Die vier setzten ihr Studium an der Musikhochschule Lübeck bei Prof. Heime Müller in 2014/15, ehemaliges Mitglied des Artemis Quartetts, fort. Seit Juni 2016 ist das Belcea Quartet Mentor des Novus String Quartets und wurde in dessen Belcea Quartet Trust Coaching Scheme aufgenommen.

Mit dem G-dur-Quintett glaubte der 57-jährige Brahms sein kompositorisches Schaffen für abgeschlossen (an Verleger Simrock: „Mit diesem Brief können Sie sich von meiner Musik verabschieden, denn es ist sicherlich Zeit zu gehen.“), doch dann lernte er den Klarinettisten Richard Mühlfeld kennen, was einen neuen Schaffensschub auslöste. Ist das Quintett somit ein todesnaher Schlussgesang? Keineswegs! Das im Sommer 1890 in Bad Ischl entstandene Quintett ist, wie schon die Tonart G-dur vermuten lässt, neben zupackenden Passagen durchaus heiter, wenn auch meist nur in Gegenüberstellung zu Ernstem. Brahms arbeitet häufig mit dem gleichsam konstituierenden Element der Klanglichkeit. Schon der Beginn zeigt es: Die beiden Geigen und Bratschen legen mit ihren meist in Terzen abwechselnden Sechzehnteln – sie ergeben den G-dur-Akkord – einen Klangteppich, aus dem heraus das Cello das Thema hervortreten lässt. (Das erinnert entfernt an Bruckners „Vorhang“-Technik am Beginn seiner Sinfoniensätze.) Das zweite, von der Bratsche eingeführte Thema ist eine (dem Prater abgelauschte?) Art behaglichen Walzers. Mit den für Brahms so typischen entwickelnden Variationen, die Schönberg („Brahms der Fortschrittliche“) bewundert hat, wird die Exposition zu Ende geführt. Die Durchführung beruht zwar auf dem Hauptthema, wird aber von vielfältigen Motiven, z.B. den Sechzehntelterzen des Beginns, umspielt und raffiniert kontrapunktisch durchgestaltet. Auch das Adagio (d-moll) lebt von der Technik der entwickelnden Variation, die über übliches Variieren hinausgeht. Die 1. Bratsche führt das romanzenhafte, leicht traurige Thema ein, das selber verschiedene Varianten erfährt. Anstelle des Scherzos steht ein zurückhaltenderes, wiegendes Intermezzo in g-moll mit einem lieblichen Trio in G-dur. Die sanfte Stimmung dieses Satzes passt gut zum Adagio. Im Finale lässt Brahms einen ungarischen Tanz in der Art eines Csárdás los, zu dem es nichts zu sagen gibt, ausser dass auch er kunstvoll kontrapunktisch gearbeitet ist. Erstaunlich, dass dieses eigentlich dritte Streichquintett wie das verlorene „erste“ (mit 2 Celli), welches dann zum Klavierquintett umgearbeitet wurde, kritische Bemerkungen von Joseph Joachim hervorgerufen hat.
Schönberg überträgt in der «Verklärten Nacht» – auch er im Klanglichen orchestral (1917 erstellt er dann eine Orchesterfassung) – die sinfonische Dichtung vom grossen Orchester auf die Kammermusik. Dies rief damals noch mehr Befremden hervor als die an Wagner orientierte Klangsprache. In der Variationstechnik fusst Schönberg bereits hier auf Brahms. Allerdings wird in dieser «kammermusikalischen Dichtung» keine Handlung oder gar ein Drama erzählt. Dem fünfteiligen Aufbau von Dehmels Gedicht Zwei Menschen zwar folgend, beschreibt das Werk das Atmosphärische, die Stimmung, wie sie zwischen der Frau und dem Mann, die nebeneinander durch die Nacht gehen, herrscht. Das Bekenntnis der Frau, ein Kind von einem andern in sich zu tragen, und die Nachsicht des Mannes wird überwölbt vom Glanz der Nachthelle. Das ist in der Musik zeitloser dargestellt als in Dehmels heute etwas befremdlicher Sprachexpressivität und hat dem musikalischen Werk gegenüber dem Gedicht zu ungebrochener Beliebtheit verholfen.
(...) Da kann Mendelssohns Oktett nur Balsam für beanspruchte Ohren sein, denn selbst der Traditionalist Zelter attestierte ihm, es habe "Hand und Fuss". Wann war Mendelssohn je so originell, so jugendlich frisch, ja übermütig und zugleich kompositorisch so perfekt, ja sogar "gelehrt" wie in diesem kurz vor der Ouvertüre zum "Sommernachtstraum" entstandenen Jugendwerk (Max Bruch hielt es für das "grössere Wunder")? Was man später bei Mendelssohn gelegentlich als Glätte, ja als Oberflächlichkeit kritisiert hat, hier ist es am Platz und vollauf gelungen. Darum keine Worte mehr - nur Ohren auf!