• Werk-Details
  • «Der Wachtelschlag», WoO 129 (Text: Samuel Friedrich Sauter) (1803)

Ludwig van Beethoven 1770-1827

Beethoven wird als Liedkomponist unterschätzt, weil einerseits sein sinfonisches, kammermusikalisches und pianistisches Oeuvre alles überragt, und weil andererseits wenig später mit Schubert ein viel bedeutenderer Liedkomponist aufgetreten ist. Ihn hingegen hat man in Verkennung seines gesamten Schaffens zum reinen Liedkomponisten erklären wollen. Beethoven geht in manchen seiner Lieder über das hinaus, was Vorläufer und Zeitgenossen (die Reichardts, Zelters und Zumsteegs) im Lied gewagt haben oder wagen wollten. Er wendet sich wie Schubert vielfach vom Strophenlied ohne besondere musikalische Hervorhebung der Affekte – was Goethe an den genannten Komponisten geschätzt hat – ab. Die kantatenhaften An die Hoffnung (zweimal vertont, 1805 als Strophenlied), Wachtelschlag und Adelaide, das früheste Meisterwerk unter seinen Liedern, sind durchkomponiert und gehen bewusst mit Tempowechseln auf den Textinhalt ein. Schubert hat Wachtelschlag und Adelaide ebenfalls vertont (als Strophenlieder), doch hat Beethoven mehr Gewicht. In Wachtelschlag setzen beide den Wachtelruf, im Volksmund (wie in Sauters Text) mit «Fürchte Gott» umschrieben, als Hauptmotiv ein.