• Werk-Details
  • Klavierquartett A-dur, op. 30 (1897)

Ernest Chausson 1855-1899

Mit dem Klavierquartett kommt nun auch das letzte von Chaussons grossen Kammermusikwerken in unsere Konzerte. Wer sich an das in der letzten Saison aufgeführte Klaviertrio von 1881 erinnert, das so überschwänglich dem Franck-Ton huldigte, wird überrascht sein, in dem 16 Jahre jüngeren Werk zwar noch immer Francks zyklische Form (u.a. wird das im Verlauf des Werks immer wieder verwandelte Kopfsatzthema im Finale wieder aufgenommen) vorzufinden, aber einem Klang zu begegnen, der trotz Schwung und Energie, welche das Werk ebenfalls aufweist, heller, lockerer und abgeklärter wirkt. Chausson war wie Debussy wagnerbegeistert und pilgerte 1883 auf seiner Hochzeitsreise, bei der er auch in Basel Station machte, zum Parsifal nach Bayreuth. Gleichwohl haben sich im Spätwerk Feinheit und Klarheit vermehrt durchgesetzt, so dass wir manchmal eher an Fauré als Franck denken. Zudem ist, besonders im 2. und 3. Satz, eine Nähe zum Stil dess langjährigen Freundes Debussy, mit dem er allerdings 18xy aus aussermusikalischen Gründen gebrochen hatte und der damals seinen Stil noch lange nicht zur Vollendung gebracht hatte, nicht zu überhören, womit das bekannte Dictum des belgischen Komponisten Arthur Hoérée, Chausson sei un trait d’union (non négligeable) entre Franck et Debussy bestätigt wäre. Der Kopfsatz hat drei Themen, ein lockeres, ein sangliches und eines «plus lent». Das erste Thema wirkt dominierend. Im langsamen Satz entwickeln zwei Themen eine ruhig-heitere Atmosphäre: sicher ein Höhepunkt nicht nur in diesem Werk. Der 3. Satz ist kein Scherzo, sondern ein wiederum auf zwei Themen (das erste volksliedhaft-pastoral, das zweite farblich interessant modulierend) aufgebautes elegant-friedliches Stück. Das lebhafte Finale bringt zwei eigene Themenideen in Verbindung mit dem Kopfsatzthema, bevor auch die übrigen Sätze zum Zuge kommen. Der Schluss gehört aber dem Kopfsatzthema. Chausson empfahl das Quartett dem belgischen Geiger M. Crickboom: «Ne t’attends pas à une oeuvre noire. Pas du tout. C’est presque folâtre. Et très facile.» Nur knappe zwei Jahre nach dem Quartett verunfallte Chausson mit seinem Fahrrad tödlich, ohne sein nächstes und letztes Kammermusikwerk, das Streichquartett, vollendet zu haben.
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Très calme
Simple et sans hâte
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