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  • «Ainsi la Nuit» für Streichquartett (1976)

Henri Dutilleux 1916-2013

Der 1916 in Angers geborene Dutilleux vertritt zusammen mit Olivier Messiaen (*1908) die französische Komponistengeneration zwischen dem «Groupe des Six» (Honegger, Milhaud [beide *1892], Poulenc [*1899]) und Pierre Boulez (*1925). Er gilt als Klassiker unter den modernen französischen Komponisten, der zwar zur Tradition stand, sie jedoch in origineller Weise zu verjüngen wusste, und dazu als Perfektionist, was sich am verhältnismässig geringen Umfang seines Werkkatalogs erkennen lässt. Er war Professor am Pariser Conservatoire und 1944-63 Leiter der Musikproduktion beim ORTF. Obwohl er vor allem Instrumentalwerke geschrieben hat, ist sein einziges Streichquartett erst 1976 im Auftrag der Koussewitzky-Stiftung und der Library of Congress in Washington entstanden. Es wurde am 6. Januar 1977 vom Quatuor Parrenin in Paris uraufgeführt, die amerikanische Erstaufführung durch das Juilliard Quartet – es hat das Stück 1986 auch in unseren Konzerten gespielt – folgte 1978. Dutilleux bemerkte zu seinem Werk: «Je n’avais jamais écrit jusque-là pour le quatuor. J’ai commencé par ébaucher des pièces qui se présentaient un peu comme des études à cette tâche nouvelle pour moi. Il s’agissait de fragments isolés sans véritables liens entre eux, mais que je fis parvenir au Quatuor Juilliard pour qu’ils se familiarisent avec mon écriture.» Der Komponist achtet in diesem Werk auf starke Einheitlichkeit, die mit dem Motto „Ainsi la nuit“ gleich zu Beginn vorbereitet wird. Es wirkt sich auf das ganze Stück aus, da dieses insgesamt unter dem Aspekt der Nacht steht. Dutilleux: „Tout se transforme insensiblement en une sorte de vision nocturne, d’où le titre Ainsi la nuit. Cela se présente, en somme, comme une suite d’„états“ avec un côté quelque peu impressioniste.“ Das Stück mit einer Dauer von rund 17 Minuten wird, sieht man von einer bedeutungsvollen Luftpause nach dem 3. Satz ab, ohne Pausen gespielt. Nach der achttaktigen, mottoartigen Introduktion (Libre et souple) folgen sieben Sätze, von denen die ersten fünf jeweils durch Parenthèses genannte kurze Zwischenspiele getrennt sind. Wie in anderen Werken dienen sie einem „concept de mémoire“, das dem Komponisten wichtig ist, indem er durch Rückbesinnung bzw. Vorwegnahme Verbindungen zwischen einzelnen Sätzen und mit den Parenthèses herstellt. Die Sätze zeigen aber unter dem Aspekt des Kontrasts auch ein breites Spektrum an Vielfalt. Im Schlussstück „Temps suspendu“ zersetzen sich die früheren Elemente bis hin zur Erstarrung.
Nocturne – Miroir d’espace – Litanies – Litanies 2 –
Constellations – Nocturne 2 – Temps suspendu