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  • «Rheinlegendchen», Gesang nach einem Text aus «Des Knaben Wunderhorn» (1893)

Gustav Mahler 1860-1911

Im letzten Jahrzehnt des Lieder-Jahrhunderts, dessen frühen Höhepunkt Schubert geschaffen und den Schumann fortgeführt hatte, greift Mahler auf die frühe Romantik zurück ("Des Knaben Wunderhorn" erschien 1806/08). "Mit vollem Bewusstsein von Art und Ton dieser Poesie (die...beinahe mehr Natur und Leben - also die Quelle aller Poesie - als Kunst genannt werden könnte) [habe ich] mich ihr sozusagen mit Haut und Haar verschrieben". So umfasst seine Liedkunst das ganze romantische Jahrhundert, aber die Romantik ist gebrochen, wie in Mahlers Sinfonien die klassisch-romantische Sinfonie nur noch durchscheint und in eine ganz neue Dimension übergeführt ist. Die Lieder dieser Sammlung (es gibt daneben noch frühere Wunderhorn-Lieder), die Mahler teils als Humoresken, teils als Balladen, gesamthaft aber als Gesänge bezeichnet, entstanden zwischen 1892 und 1901, alle mit einer Ausnahme („Es sungen drei Engel“ aus der 3. Sinfonie) zunächst in der Klavierfassung. Mahler hat sie dann orchestriert und zum Teil weitgehend unverändert („Urlicht“: 2. Sinfonie / „Das himmlische Leben“: 4. Sinfonie) oder in Teilaspekten (Motive und Themen) daraus („Fischpredigt“: 2. Sinfonie / „Ablösung im Sommer“ aus der frühen Sammlung: 3. Sinfonie) in seine Sinfonien übernommen. (...) Im heiter-naiven, volksliedhaften „Rheinlegendchen“ kommt nicht zum Ausdruck, dass ursprünglich eine politische Allegorie dahinter steckt. (...)