• Werk-Details
  • Angelorum psalat tripudium (arr. Christopher Otto)

- Rodericus -

Das JACK Quartet spielt fast nur neue und neuste Musik. Ihm offenbar wichtige Ausnahmen macht es mit Werken, die aus dem 14. und 15. Jahrhundert stammen und nicht für Streichquartett komponiert wurden. Es sind Vokalkompositionen, die von den Mitgliedern des Quartetts für Streicher adaptiert wurden. (Die im Saisonprogramm vorgesehenen Stücke von Machaut und Dufay entfallen bzw. werden durch das Quartett von Crawford ersetzt.) Sie gehörten damals zur Avantgarde. Der um 1320 für die Notationstechnik geprägte und um 1900 zur Epochenbezeichnung ausgeweitete Begriff Ars nova deutet das an. Seit einigen Jahrzehnten gebraucht man zudem für die Entwicklung zwischen etwa 1375 und 1430 den Begriff Ars subtilior, „verfeinerte Kunst“. Ihr ist Rodericus zuzurechnen. Was man von ihm weiss oder zu wissen glaubt, ist hypothetisch, sogar der Name. Im Codex Chantilly Ms. 546 im Musée Condé in Chantilly findet sich als Nr. 77 die Motette „Angelorum psalat tripudium“, überschrieben mit „S.UCIREDOR“ – daraus lässt sich der Name Rodericus erschliessen. Der Codex entstand um 1400. In diese Zeit datiert man auch Rodericus und hat ihn mit verschiedenen Komponisten der Zeit zu identifizieren versucht. Das ursprünglich zweistimmige Stück gilt als rhythmisch höchst komplex und schwierig zu transkribieren. Das bearbeitende Mitglied des JACK Quartet, Christopher Otto, schreibt: „Für meine Bearbeitung habe ich auf die Transkription von Nors S. Josephson zurückgegriffen. In seiner Interpretation ergeben die Notenformen eine radikale Erweiterung des rhythmisch Möglichen, indem sie eine viel reichere Verschiedenheit im Tempo und in der Notendauer bezeichnen als es die meiste westliche Musik vor dem 20. Jahrhundert tat. Ich habe der 1. Violine und der Viola die beiden originalen Stimmen zugewiesen und fügte die 2. Violin- und Cellostimme hinzu, um das zugrunde liegende Netz dieser komplexen Rhythmen klarer werden zu lassen.“