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  • Sechs Gesänge op. 107 (1851/52)

Robert Schumann 1810-1856

Aus Schumanns Liedschaffen kommen einem zuerst die Liedzyklen des Jahres 1840 (op. 39, 42, 24 und 48) in den Sinn, dazu einige berühmte Einzellieder. Bei Schumanns Spätwerk fällt der Bekanntheitsgrad stark ab. Trotz dem Einsatz bedeutender Musiker wie Heinz Holliger leidet es noch immer unter dem Vorurteil, es sei weniger bedeutend, ein Abglanz des früheren Schaffens und von Schumanns psychischen Problemen geprägt. Anhand des späten, selten zu hörenden op. 107 lässt sich dies bestätigen oder hoffentlich widerlegen. Die sechs Gesänge sind weitgehend 1851 entstanden und 1852 erschienen. 1850 hatten die Schumanns Dresden verlassen, da Robert die Stelle des Städtischen Musikdirektors in Düsseldorf angenommen hatte. Nach anfänglicher Zufriedenheit und Erfolgen stellten sich bald Probleme ein. „Verstimmungen und Umstimmungen“ schrieb Robert in sein Tagebuch. Dazu passt das im Januar 1851 komponierte Herzeleid, dessen resignative Stimmung das Unheil vorwegzunehmen und das (Vor-)Urteil zu bestätigen scheint. Auch Die Fensterscheibe mit der Parallele von gebrochenem Glas und Herzen bringt zuletzt keine heitere Stimmung. Eine Reise auf dem Rhein und via Basel durch die Schweiz sollte im Sommer 1851 den Sorgen Abhilfe schaffen. Nach der Rückkehr schrieb Robert im August weitere Lieder. Den Gärtner kennt man besser in der „ungleich treffsichereren“ (D. Fischer-Dieskau) Vertonung Wolfs, dem Schumanns Fassung bekannt war. Schumanns Reiterin wirkt elegant und vorsichtig, nicht heiter und charmant wie bei Wolf. In der Spinnerin – man denkt an Schubert, im Klavier an Mendelssohn – kehrt am Schluss im ritardando die Resignation zurück. Die von Schumann als Wanderlied gestaltete Nr. 5 stellt das Leid des Alleinseins ins Zentrum. Abendlied lässt mit ruhevoller Abendstimmung leise Zuversicht aufkommen; es weist auf Brahms und Wolf vorweg, doch auch zurück auf Lieder des Jahres 1840.
Herzeleid (Titus Ullrich)
Die Fensterscheibe (Titus Ullrich)
Der Gärtner (Eduard Mörike)
Die Spinnerin (Paul Heyse)
Im Wald (Wolfgang Müller von Königswinter)
Abendlied (Johann Gottfried Kinkel)