• Werk-Details
  • Meditation über den altböhmischen Choral «Svatý Václave (St. Wenzel)» für Streichquartett, op. 35a (1914)

Josef Suk 1874-1935

Josef Suk war als Geiger Schüler von Antonín Bennewitz und später Kompositionsschüler von Dvořák, zudem nach der Heirat mit dessen Tochter Ottilie auch sein Schwiegersohn. Der gleichnamige Geiger (1929-2011) war sein Enkel und somit ein Urenkel Dvořáks. Schüler Suks seinerseits war Bohuslav Martinů. Suk war Gründer des Tschechischen Quartetts, in dem er vierzig Jahre lang die 2. Violine spielte und mit dem er in fast ganz Europa konzertierte. Als Komponisten kennt man ihn bei uns nicht besonders gut, während er in Tschechien als Sinfoniker Geltung hat. Zunächst in der Dvořák-Nachfolge stehend, entwickelte er sich später durchaus fortschrittlich bis an die Grenzen der Atonalität. Neben Sinfonischen Dichtungen und der grossen «Asraël»-Sinfonie, schrieb er auch einiges an Kammermusik, so in jungen Jahren je ein Klavierquartett, -trio und -quintett (opp. 1, 2 und 8). 1896 und 1911 kamen zwei Streichquartette (op. 11 und 31) hinzu. Unter dem Eindruck des Ausbruchs des 1. Weltkriegs komponierte Suk, der sich für die Unabhängigkeit Tschechiens von Österreich-Ungarn einsetzte, im Sommer 1914 an nur einem Tag die Meditation über den mittelalterlichen St. Wenzel-Choral für Streichquartett (für sein eigenes natürlich). Wenzel ist der Schutzpatron Böhmens. Wenig später hat er sie auch für Streichorchester eingerichtet (Umformung der Viola- und Cello- und Hinzufügung einer Kontrabass-Stimme). Er verwendete eine spätere, phrygische Variante des Chorals, die 1668 erschienen war. Suk komponierte vier Episoden, welche den vier Choralteilen entsprechen. In der dritten stützt sich Suk mit starker expressiver Steigerung auf die Melodie der Textpassage des Chorals «Lass uns und unsere Nachkommen nicht zugrunde gehen.» Die vierte – sempre più largamente – gibt der Zuversicht Ausdruck und endet beinahe mystisch in A-dur.
Adagio, ma con moto