Konzerte Saison 1927-1928

  • 1.11.1927
  • 20:15
  • 2.Saison
Stadtcasino, Hans Huber-Saal

Felix Weingartner, Fritz Hirt, Hermann Beyer-Hané

Wer sich am Ende des 18. Jahrhunderts als Komponist profilieren wollte, veröffentlichte als erstes Werk eine Serie von Streichquartetten. Bei Beethoven hätte man eher Klaviersonaten erwartet (sie wurden das op. 2), doch trat er – es wirkt wie ein Kompromiss – 1795 mit drei Klaviertrios hervor. Natürlich hatte er zuvor eine beträchtliche Anzahl von Kompositionen geschrieben; das op. 1 war auch nicht sein erster Beitrag zur Gattung Klaviertrio. So verwundert es nicht, dass es reife Werke sind, die der Komponist bewusst zu seinem Opus 1 bestimmt hat. Erstmals erklungen sind sie wohl Ende 1793 bei einer Abendgesellschaft des Widmungsträgers, des Fürsten Lichnowsky, wo sie laut Ries Sensation machten. Auch der anwesende Haydn war beeindruckt, riet allerdings Beethoven, das c-moll-Trio nicht in Druck zu geben – was diesen eher verstimmte. Weshalb Haydn abriet, ist nicht klar. Für den Druck wurden die drei Trios nochmals überarbeitet. Mit seinem op. 1 hat Beethoven (trotz Haydn und Mozart) die Gattung Klaviertrio erst richtig begründet. Er fügte gegenüber Haydn und Mozart an dritter Stelle einen Tanzsatz ein, wie er bei Streichquartetten üblich war. Typisch für Beethoven ist zudem, dass es sich dabei um ein Scherzo und nicht um ein Menuett handelt, obwohl die Bezeichnung noch so lautet. Das Stück in der „Beethoven-Tonart“ c-moll ist gewiss das dramatischste und fortschrittlichste der drei. Man hat mit ihr „Ausdrucksregionen des Düsteren, Tragischen und Wilden“ verbunden (A. Werner-Jensen). Diese gelten für den Kopfsatz, der sein Hauptthema erst nach einem unisono geführten Einleitungsmotto vorstellt, insbesondere in der Durchführung, und für das Finale. Doch werden sie im Kopfsatz durch das zweite Thema („dolce“) und dann durch die Variationen des Andante gleichsam entschärft. Auch das Scherzo spielt das Dämonische nicht aus; im Trio (C-dur) werden gar helle Töne angeschlagen. Auch der Schlusssatz wendet sich ganz am Ende wieder C-dur zu und endet pianissimo – gewiss eine Überraschung in einem beethovenschen c-moll-Werk.
Mozart hat sein B-dur-Trio am 18. November, wenige Tage vor dem C-dur-Klavierkonzert KV 503 und der Prager Sinfonie vollendet. Es gehört in eine Phase bedeutendster Werke. Auch der Auftrag für den Don Giovanni zu Beginn des Jahres 1787 ist nicht weit entfernt. In der Tat ist das Trio von einer Konzeption, die es zum wohl modernsten seiner Zeit macht. Das Cello ist wenigstens zeitweise aus der Rolle der Verdoppelung des Klavierbasses herausgelöst. Im Kopfsatz geht Mozart recht frei mit der Form um: Der Sonatensatz ist in der Exposition monothematisch gehalten; eine Art Seitenthema erscheint erst zu Beginn der Durchführung in der Violine, dann im Klavier und Cello. Den chromatisch gefärbten Kopf des Hauptthemas trägt das Klavier zunächst in Terzen, dann in Sexten vor; dazwischen wirft die Violine ein kurzes Motiv ein, das später vom Klavier aufgenommen wird. Im Larghetto stellt das Klavier solo das Thema vor. Es dominiert, nur zeitweise von der Violine abgelöst, auch den Rest des Satzes. Das Finalrondo lässt dem Klavier noch mehr Spielraum, so dass beinahe ein Klavierkonzert daraus wird, wie überhaupt das ganze Trio in vielem an das B-dur Konzert KV 450 (1784) erinnert.

Ludwig van Beethoven 1770-1827

Klaviertrio Nr. 3, c-moll, op. 1, Nr. 3 (1793/94)
Allegro con brio
Andante cantabile con variazioni
Menuetto: Quasi Allegro – Trio
Finale: Prestissimo

Felix Weingartner 1863-1942

Sonate für Violine und Klavier, D-dur, op. 42, Nr. 1
Overtura (Allegro con brio)
Arioso antico (Adagio)
Rondo (Allegretto grazioso)

Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791

Klaviertrio Nr. 3, B-dur, KV 502 (1786)
Allegro
Larghetto
Allegretto