Zu Smetanas Selbstbiographie in Tönen sei hier wieder einmal das Programm, das der Komponist in einem Brief vom 12. April 1878 beschrieben hat, aufgeführt (gekürzt): I. Satz: Hang zur Kunst in meiner Jugend, romantische Stimmung, unaussprechliche Sehnsucht nach etwas, was ich nicht in Worten ausdrücken konnte. Der II. Satz führt mich in der Erinnerung in das heitere Leben meiner Jugendzeit, in der ich meine Umwelt mit Tanzstücken überschüttete, selbst als leidenschaftlicher Tänzer bekannt war. Der dritte Satz erinnert mich an das Glück der ersten Liebe zu dem jungen Mädchen, das später meine treue Gattin wurde. Der vierte Satz: Die Erkenntnis der elementaren Kraft, die in der nationalen Musik ruht, und die Freude an den Ergebnissen des beschrittenen Weges bis zu jenem Augenblick, da sein weiterer Verlauf durch die ominöse Katastrophe jäh unterbrochen wurde: Beginn der Taubheit, Ausblick in eine freudlose Zukunft.
Brahms wagte sich nach angeblich mehr als zwanzig Streichquartetten, die allesamt vernichtet wurden, 1854 ernsthaft an Kammermusik, nun meist unter Einbezug des ihm vertrauten Klaviers. Ab 1855 plante er drei Klavierquartette, von denen zwei 1861 vollendet wurden. Das erste ist trotz den hohen Qualitäten der beiden anderen das beliebteste und bekannteste. Das liegt natürlich vor allem am alla Zingarese-Finale, über dem man die ersten drei Sätze nach dem furiosen Schluss beinahe vergisst. Von der Qualität her ist dies allerdings nicht gerechtfertigt. Das ganze Werk genügt höchsten Ansprüchen, wie auch Schönbergs Bearbeitung für Orchester (1937), die er scherzhaft «Brahms’ Fünfte» nannte, zeigt. Sie wäre nicht entstanden, hätte Schönberg Brahms nicht wegen seiner Technik der entwickelnden Variation und anderer Qualitäten bewundert. Gerade die komplexe Exposition des Kopfsatzes, welche die ersten Hörer verstörte, dürfte eine solche Passage gewesen sein. Dass in Schönbergs Fassung das Finale etwas gar lärmig geraten ist, liegt nicht an Brahms, der auch hier die Dezenz der Kammermusik zu wahren wusste, auch wenn er zeitweise mit Kraft in die Tasten (und in die Saiten) greifen lässt. Der ausgedehnte Kopfsatz lebt von der Spannung des abwärts führenden Hauptthemas, das zunächst vom Klavier allein, dann unisono von den Streichern gespielt wird, und der Cello-Melodie des zweiten Themas. Auf ein Scherzo verzichtet Brahms und stellt, wie auch sonst nicht selten, zwei einander angenäherte Sätze in die Mitte des Werkes. Zuerst ein schwärmerisch halbdunkles Intermezzo in c-moll mit einem in Sexten geführten Hauptthema; es wird von einem belebteren Trio geteilt, das in der Coda wieder auftaucht. Es folgt das einem sanften Menuett angenäherte liedhafte Andante in Es-dur. Sein Mittelteil wächst aus einem pochenden Motiv heraus, wobei der vom Klavier getragene Marschrhythmus (im ¾-Takt!) von den Streichern gespenstisch umspielt wird, bis alle zur Ruhe des Andante zurückfinden. Am Schluss steht der stilisierte ungarische Tanz, der sich bei genauem Hinhören nicht nur als rasanter Kehraus, sondern mit durchaus tragischen Zügen als Gegenstück zum Kopfsatz erweist.