Mozarts sechs Streichquintette (ein Frühwerk, die Bearbeitung eines Bläseroktetts, vier Spätwerke) stehen an Bekanntheit etwas hinter den Quartetten zurück, wohl einfach deshalb, weil man die Quintettbesetzung seltener zur Verfügung hat. Denn von der Qualität her besteht kein Unterschied, im Gegenteil: Die beiden am Beginn des Spätwerks stehenden Quintette KV 515 und 516, im Frühjahr 1787 geschrieben, gehören zu den absoluten Spitzenwerken Mozarts. Wie bei den beiden ein gutes Jahr später entstandenen letzten Sinfonien KV 550 und KV 551 stehen sich die Tonarten C-dur und g-moll gegenüber und bilden auch hier in ihrer Polarität ein komplementäres Paar. Das g-moll-Werk ist fast noch mehr als die Sinfonie ein von Dunkelheit, Emotionalität und Spannungen geprägtes Stück. Wie die «Jupitersinfonie» die umfangreichste Sinfonie, so ist das C-dur-Quintett das längste der Kammermusikwerke. Die Tonart C-dur mag hier weniger als in der Sinfonie strahlenden Glanz, Kraft und Festlichkeit ausdrücken als sublime Heiterkeit, und doch fehlt eine gewisse Monumentalität gerade im Kopfsatz nicht. Violoncello und 1. Violine exponieren das Hauptthema, das sie mit vertauschten Rollen in c-moll wiederholen. Dieses Spiel taucht im Satz mehrfach auf. Das Menuett mit seinen subito-piano-Effekten steht im Autograph an dritter, im Erstdruck an zweiter Stelle. Sein Trio mit reizvollen Oktavgängen der beiden Geigen steht in F-dur wie das zweiteilige Andante. Hier führen 1. Violine und 1. Viola. Trotz seiner Länge von 539 Takte sprudelt das Finale in virtuoser Heiterkeit, aber auch mit kontrapunktischer und harmonischer Raffinesse, in der Synthese von Haydns kurzmotivischem Witz und mozartschen Melodiebögen kurzweilig vorüber.