Sechs Jahre nach dem op. 33 Boccherinis und seinem eigenen wandte sich Haydn wieder der Komposition von Streichquartetten zu. Inzwischen hatte er sich mit den ihm gewidmeten Quartetten Mozarts auseinandergesetzt. War das der Grund für die lange Pause? Die Werke sind Friedrich Wilhelm II. von Preussen gewidmet. Hier treten also Haydn und Boccherini in direkte Konkurrenz. Zwar ist das sechste Quartett nicht mehr nur ein leichtes Kehrauswerk der Serie, doch schliesst sein Finale mit dem überraschenden, an Froschgequake erinnernden Bariolage-Effekt (schnelle Tonwiederholungen, abwechselnd auf gegriffener und leerer Seite) das Quartett und ganze Opus wirkungsvoll ab. Vorangegangen waren ein einmal mehr monothematischer Kopfsatz und ein ebensolcher langsamer Satz in d-moll, der wegen der durch die Stimmen wandernden schnellen Ornamentfiguren ernst, ja unruhig wirkt. Das Menuett mit punktierten Rhythmen weist ein Trio auf, das Mozart in seinem 1. «Preussischen Quartett» (KV 575, ebenfalls in D-dur) inspiriert zu haben scheint - also ein weiterer Fall des Gebens und Nehmens zwischen den beiden Quartettkomponisten.
Unter Hindemiths Quartetten nimmt das 7. (früher Nummer 6, da man das zu Hindemiths Lebzeiten nicht veröffentlichte Quartett op. 2 nicht mitzählte) eine Sonderstellung ein: Zwar war Hindemith meist bei der Uraufführung seiner Quartette als Bratscher beteiligt (ausser in Nr. 6), die Quartette waren aber für professionelle Interpreten gedacht. Sein letztes Quartett hingegen entstand für das häusliche Musizieren mit seiner Frau Gertrud und zwei Musikstudentinnen. Die offizielle Uraufführung (21. März 1946) wurde wie beim 6. Quartett in Washington D.C. vom Budapest String Quartet ausgeführt. Dem Anspruch entsprechend ist das Werk kurz – kaum eine Viertelstunde lang. Als Höhepunkt wird man den 3. Satz bezeichnen dürfen, und zwar nicht nur weil er der längste ist. Aus einem rhapsodischen langsamen Teil wächst in der Primgeige ein rasches Thema heraus, das einem Choral gegenübergestellt wird. Diese Verbindung führt denn auch den Satzschluss herbei. Das Werk endet mit einem für Hindemith typischen Kanon in raffiniertem Kontrapunkt mit einer heiteren pianissimo-Pointe.
Das Opus 59 ist offensichtlich als Zyklus konzipiert. Zu dessen für das damalige Publikum schwierigen Zügen hat sicher der sinfonische Tonfall beigetragen, zu dem, angeregt durch die Qualitäten des Schuppanzigh-Quartetts, weitere Elemente wie spieltechnische Ansprüche, die Harmonik und die Rhythmik hinzutreten. Im Gegensatz zum F-dur-Quartett (Nr. 1) bleibt das zweite der Rasumowsky-Quartette stärker der Tradition verpflichtet. Es wirkt wie die Antithese zum kühnen ersten – das dritte in C-dur würde dann die Synthese bilden. Auf den düsteren Kopfsatz, einen Vorgriff auf op. 95 in f-moll, folgt ein zunächst scheinbar lichter Adagio-Choral – Czerny berichtet, er sei Beethoven beim Anblick des Sternenhimmels eingefallen. Durch Beifügen von Gegenstimmen und rhythmischen Kontrapunkten löst sich der Choral-Charakter immer mehr auf. Im fünfteiligen rhythmisch pointierten Scherzo fällt im Trio das aus Mussorgskys Boris Godunow bekannte Thème russe ins Ohr. Beethoven fand es in einer Sammlung russischer Volkslieder von Iwan Pratsch, die erstmals 1790 in St. Petersburg erschienen war. Das Finale weist, nicht nur mit dem Beginn in C-dur, auf das dritte Quartett, die Synthese des Opus, voraus.