Wenn es berühmte Streichquartette mit Bratsche gibt, so sind es die Mozarts. Allerdings weisen auch hier nicht alle den gleichen Bekanntheitsgrad auf. KV 593 etwa steht zwar eindeutig hinter KV 515 und 516 zurück, nicht aber in der Kunst. Schon Haydn zeigte sich anlässlich des gemeinsamen Musizierens dieses im Dezember 1790 entstandenen Quintetts mit Mozart stark beeindruckt; er hat sogar die Wiederaufnahme der langsamen Einleitung nach der Reprise in seine kurz danach in London komponierte Sinfonie Nr. 103 übernommen. Die kontrapunktische Arbeit, selbst im Menuett und im Finale, machen neben der klanglichen Schönheit und der Themenerfindung den Rang dieses Werkes aus, das man nicht selten mit der Jupiter-Sinfonie verglichen hat. Artaria gibt in der Erstausgabe vom Mai 1793, bestätigt durch eine gleichzeitige Zeitungsannonce, an, das Werk sei (wie KV 614) „komponiert für einen ungarischen Liebhaber“ - man glaubt ihn im reichen Tuchhändler und virtuosen Geiger Johann Tost, dem Haydn zwölf seiner Quartette gewidmet hat, gefunden zu haben. Tost war ein Logenbruder Mozarts gewesen.
Auch das Finale von Dvoráks 3. Streichquintett (Nr. 1. = op. 1; 2. = op. 77 mit Kontrabass) ist kritisiert worden: wegen seiner schlichten Reihung der Satzabschnitte (A–B–A–C–A–B–A–C–A–Coda) und des orchestralen Satzes. Indes zeigt die Opuszahl 97, dass wir es mit einer Schaffensphase Dvoráks zu tun haben, die zu seinen charakteristischsten und beliebtesten gehört, der „amerikanischen“: op. 95 Sinfonie „Aus der Neuen Welt“, op. 96 das „Amerikanische Streichquartett“. Genau so gut könnte man das Quintett als „Amerikanisches“ bezeichnen, denn auch hier tauchen indianische Anklänge auf. Der Bezug zum Tschechischen bleibt aber gewahrt, schliesslich ist das Werk gleichzeitig mit dem Quartett op. 96 in Spillville, jener tschechischen Auswanderersiedlung, entstanden, wo auch die Begegnung mit Indianern vom Stamm der Kickapoo möglich war. Beide Male finden wir – im Gegensatz zur Sinfonie – keine originalen indianischen Melodien (ebenso wenig wie tschechische), sondern es ist die eigentümliche Mischung zwischen böhmischem Tonfall und fremdartig klingendem Habitus, welches den Reiz dieser Musik ausmacht. Indianisch könnte man den „Trommelrhythmus“ in den beiden ersten Sätzen nennen. Den 3. Satz bilden fünf Variationen über ein von der Bratsche, Dvoráks eigenem Instrument, intoniertes Thema, das sich der Komponist gleich nach seiner Ankunft in Amerika 1892 notiert hatte.