1785 erhielt Haydn, dessen Todestag sich am 31. Mai 2009 zum 200. Mal jährt, in Esterházy Besuch vom Kupferstecher und Kunsthändler Gaetano Stefano Bartolozzi (1757-1821). Er versuchte, dem Komponisten England schmackhaft zu machen, weil dort Musiker viel mehr geschätzt würden, als es Haydn im Dienst des Fürsten Esterházy widerfahre. Am 29. Januar 1786 erschien im Public Adviser ein Bericht über Haydn, der sich auf Bartolozzi beruft: «Der Musiker gilt wie der Prophet nichts im eigenen Land, so scheint es. Ein deutlicher Beweis dafür ist der berühmte Haydn. Der Fürst Esterházy bringt zwar den Werken Haydns, der ständig in seinen Diensten steht, die grösste Bewunderung entgegen, die einzige Entlohnung aber, die er für ihn bereit hält, ist ein kümmerliches Gehalt, das in London selbst der geringste Geiger verächtlich zurückweisen würde.» Bartolozzi rühmte die Musikförderung in England so sehr, dass Haydn zum ersten Mal mit dem Gedanken spielte, London zu besuchen. Zehn Jahre später heiratete eben dieser Bartolozzi in London Therese Jansen. 1770 in Aachen geboren, war sie in London Schülerin Clementis geworden. Einer der Trauzeugen bei der Hochzeit am 16. Mai 1795 war Haydn, der von Johann Peter Salomon zweimal (1791/92 und 1794/95) nach London geholt worden war. Als Haydn vor seinem ersten Besuch Mozart von seinem Plan berichtete, wandte dieser ein, er verstehe doch die Sprache nicht. Haydn entgegnete: «Meine Sprache verstehet man durch die ganze Welt.» Wie sehr er Recht hatte, zeigen seine riesigen Erfolge in London. Meist denkt man dabei an die zwölf Londoner Sinfonien oder an die Streichquartette op. 71 und 74. Haydn schrieb aber eben für Therese Jansen in London drei Klaviertrios (1797 in London erschienen) und widmete ihr die letzten Klaviersonaten (Hob. XVI:50-52), welche, insbesondere diejenige in Es-dur, als Höhepunkt in seinem Klavierschaffen gelten. Jansen muss eine hervorragende Pianistin gewesen sein, wie die technischen Anforderungen in diesen Werken zeigen. Auch instrumententechnisch zeigt sich Haydn der neusten Entwicklung zugeneigt, schreibt er doch für die Trios nicht mehr Cembalo, sondern Pianoforte vor. Dabei hatte er wohl Instrumente der Firma Broadwood (gegr. 1738, als älteste bestehende Klavierfabrik 2003 geschlossen) im Auge, deren kraftvoller Klang und Tonumfang (5½ Oktaven gegenüber 5 bei den Wiener Klavieren) ihn beeindruckte. Die Virtuosität des Klaviersatzes im C-dur-Trio ist bemerkenswert. Im 1. Satz überrascht es durch grosse Gesten und starke forzato-Akzente. Das Andante, ein Siciliano in A-dur bzw. im Mittelteil a-moll setzt auf Kontraste, die auf Beethoven vorausweisen. Das humorvolle Presto-Finale, ein Sonatenrondo, erhält seine Originalität im Harmonischen wie durch die «falschen» Akzente. Laut Charles Rosen weist der Klavierstil auf den mittleren Beethoven (Klaviersonate op. 31/1) voraus.