Concerts Season 1992-1993

  • 1.12.1992
  • 20:15
  • 67.Season
  • Zyklus A
Stadtcasino, Festsaal

Borodin-Quartett (Moskau/Aldeburgh)

Biography available in German ▼
Commentary available in German ▼
Strawinskys Streichquartettwerke stammen aus zwei Schaffensperioden. Aus der russischen Phase, der die berühmten Ballette angehören, stammen die «Trois pièces». Sie wurden 1914 während Strawinsky Zeit am Genfersee als Klavierstücke in Leysin und Salvan entworfen und dann für Streichquartett umgearbeitet. Der russische Stil wird im ersten und dritten Stück hörbar. 1918 revidierte er die drei Stücke, bevor er sie für Orchester überarbeitete und um ein viertes Stück «Madrid» erweiterte. Ob es ein Zufall ist, dass das 1. Stück in der Ernest Ansermet gewidmeten Orchesterversion als «Danse» bezeichnet ist – Nachklang vielleicht der Ballette der Vorjahre? Das zweite Stück, «Excentrique», erinnert mit seinem clownesken Charakter an eine Phrase in «Petruschka»; das dritte, als «Cantique» bezeichnet, klingt an russische liturgische Gesänge an. In der Quartettfassung stehen statt verbalen Bezeichnungen am Satzbeginn jeweils Metronomangaben.
Beethoven hat sein opus 130 (wie 127 und 132) zwar im Auftrag des russischen Fürsten Galitzin geschrieben, hat aber im Gegensatz zum op. 59 keinen Bezug mehr zu russischer Musik gesucht. In der Satzfolge verdoppelt er in komplementärer Weise sowohl den Tanzsatz – scherzohaftes Presto und beschwingt heitere Danza tedesca – als auch den langsamen Satz: leichtes (man beachte die Spielanweisung poco scherzando!) , aber doch äusserst kunstvolles Andante und tiefsinnig-expressive Cavatina. Kopfsatz und Finale hingegen entsprechen äusserlich den üblichen Satzformen; dies allerdings nur, wenn man wie heute auf die Grosse Fuge als Schlusssatz verzichtet und an ihrer Stelle das nachkomponierte, fast krampfhaft jugendlich sein wollende Finale spielt, das Beethovens letzte Komposition sein sollte. Obwohl Beethoven nicht wie im op. 131 durch Verknüpfung der Sätze einen grossen Bogen über das ganze Werk schlägt, so erfahren wir gleichwohl, wo die Wurzeln für Schönbergs Idee der Grossform zu suchen sind.

Alexander Borodin 1833-1887

Streichquartett Nr. 1, A-dur (1875/79)
Moderato – Allegro
Andante con moto – Fugato: Un poco più mosso
Scherzo: Prestissimo – Trio: Moderato
Andante – Allegro risoluto

Igor Strawinsky 1882-1971

Drei Stücke für Streichquartett (1914-18)
MM. Viertel = 126
MM. Viertel = 76 – Allegro
MM. Halbe = 40

Ludwig van Beethoven 1770-1827

Streichquartett Nr. 13, B-dur, op. 130 (1825/26)
Adagio ma non troppo – Allegro
Presto
Andante cn moto, ma non troppo
Alla danza tedesca: Allegro assai
Cavatina: Adagio molto espressivo
Finale: Allegro