Nur gerade elf Tage brauchte Schostakowitsch im Juli 1964, um das 10. Quartett niederzuschreiben. Er widmete es seinem jüngeren Freund, dem polnischen Komponisten und Pianisten Moissej Wainberg (Mieczysław Weinberg, 1919-1996, 1939 nach Russland geflohen), der erst jetzt richtig entdeckt wird (Uraufführung seiner Oper „Die Passagierin“ von 1968 und Aufführungen anderer Werke bei den Bregenzer Festpielen 2010). Dessen damals neun Quartette (von insgesamt 17) hat Schostakowitsch zu diesem Zeitpunkt mit dem zehnten zumindest an Zahl überboten. Im Gegensatz zum 9. Quartett mit seinen fünf attacca ineinander übergehenden Sätzen, das kurz zuvor entstanden war und mit dem zusammen es am 20. November vom Beethoven-Quartett uraufgeführt wurde, weist das 10. Quartett einzig zwischen dem 3. und 4. Satz die Bezeichnung attacca auf. Die Satzfolge ist Langsam - Schnell - Langsam - Schnell. Auf eine leichte, zurückhaltende Sonatine folgt ein wildes Scherzo, das in seiner harten Motorik an das Stalin-Porträt in der 10. Sinfonie erinnert. Nach diesem kurzen aggressiven Zwischenspiel beruhigt eine langsame Passacaglia (mit einem neun- statt achttaktigen Thema) die Gemüter wieder. Das Finale nimmt am meisten Raum ein und weist einen ebenfalls bei Schostakowitsch typischen Charakter auf: Ein nicht allzu schnelles ostinatohaftes Thema im Staccato wird, von wenigen Unterbrüchen abgesehen, ständig wiederholt, bis es nach dem Zitat des Hauptthemas aus dem ersten Satz zum Schluss beruhigt pianissimo ausläuft.
Schumanns Schaffen verlief in der Frühzeit in Schüben: Auf die Klavierjahre folgten das Liederjahr 1840, das Sinfoniejahr 1841 und das Kammermusikjahr 1842. Doch hatte Schumann bereits 1838/39 an die Komposition von Streichquartetten gedacht, ja wohl auch mit der Komposition begonnen. An Clara schrieb er am 11. Februar 1838: „Auf die Quartette freue ich mich selbst, das Klavier wird mir zu enge, ich höre bei meinen jetzigen Kompositionen oft noch eine Menge Sachen, die ich kaum andeuten kann, namentlich ist es sonderbar, wie ich fast alles kanonisch erfinde.“ Ehe er seine Idee 1842 mit gleich drei Quartetten in die Tat umsetzte, studierte er eingehend die Quartette Mozarts und Beethovens. Auch die Quartette Mendelssohns, dessen drei Quartette op. 44 1837/38 entstanden, fehlten nicht. Ihm widmete er seine neuen Werke - und hält sich auch formal mehr an diese Vorbilder als etwa an Beethoven. Noch 1847, als er sich mit der Komposition von Klaviertrios wieder der Kammermusik zuwandte, freute er sich an seinen einzigen Streichquartetten: „Ich betrachte sie noch immer als mein bestes Werk der früheren Zeit, und Mendelssohn sprach sich oft in demselben Sinne aus.“ Das 3. Quartett darf wohl als Höhepunkt gelten (Mendelssohn gab allerdings bei der ersten privaten Aufführung der Nr. 1 den Vorzug.), ist es doch auch das schwungvollste der drei. Innerhalb dieses Werks dürfte der 2. Satz der ungewöhnlichste sein, ein Pseudo-Scherzo, das sich zu einer Variationenfolge in fis-moll entwickelt. Vor dem heiteren Finale, das von sanglichen Einschüben unterbrochen wird, erklingt ein ebenfalls rondoartig angelegtes Adagio in D-dur, das von ausdrucksvoller Lyrik geprägt ist.