Konzerte Saison 1993-1994

  • 14.12.1993
  • 20:15
  • 68.Saison
  • Zyklus A
Stadtcasino, Festsaal

Carmina Quartett (Zürich) Peter Waters, Klavier | Walter Wehrli, Kontrabass

Das Carmina Quartett darf heute zu Recht als das namhafteste unter den Schweizer Quartetten bezeichnet werden. Das 1984 gegründete Ensemble konnte bald grosse Erfolge aufweisen, so 1987 beim Borciani-Wettbewerb. Im gleichen Jahr trat es erstmals in unseren Konzerten auf; heute ist es zum siebten Mal zu Gast. Das national und international gefragte Quartett plant sein Repertoire äusserst sorgfältig und studiert die ausgewählten Werke mit grösster Gewissenhaftigkeit ein. Dies ist nicht nur in den Konzerten zu hören, sondern auch bei Platteneinspielungen, etwa der Quartette von Ravel, Debussy, Szimanowsky, Haydn oder Brahms. Um so erfreulicher ist es, dass das Carmina Quartett nicht nur das Quartettrepertoire pflegt, sondern immer wieder mit ausgezeichneten Kammermusikpartnern auftritt. Eine der neusten Aufnahmen umfasst Othmar Schoecks «Notturno» mit Olaf Bär. Diese Aufnahme zeigt, dass das Carmina Quartett nicht nur das reine Quartettrepertoire pflegt, sondern immer wieder mit namhaften Partnern auftritt, was in unseren Konzerten - wie auch heute - meistens der Fall war.
Haydns «Kaiserquartett» trägt zwar seinen Beinamen wegen des Variationenthemas (darauf soll für einmal nicht eingegangen werden), darf aber auch in den übrigen Teilen als kaiserlich gelten. Ähnlich wie Beethovens 5. Klavierkonzert («L’Empereur») strahlt es generell Glanz und Monumentalität aus und ist das sinfonischste der sechs Quartette op. 76. Die Themen der drei übrigen Sätze weisen zudem eine gewisse Verwandtschaft mit der Kaiserhymne auf. Der Kopfsatz bereitet so den Variationensatz vor, das robust-simple Menuett ist ein kräftiger Tanz und das Finale führt von unruhigem c-moll über verschiedene Zwischenstationen (u.a. G-dur) «ad astra», d.h. zum kaiserlichen C-dur.
Angesichts der Meisterwerke, welche das g-moll- und das Es-dur-Klavierquartett Mozarts darstellen, ist es bedauerlich, dass es bei diesen beiden Stücken geblieben ist; ein geplantes drittes kam nicht zustande. Sie bilden im Bereich der Kammermusik den Gegenpol zu den Klavierkonzerten, welche ja zu den beliebtesten und schönsten Instrumentalwerken Mozarts gehören. Man spürt Mozarts Vorliebe und Vertrautheit mit seinem eigenen (Haupt-)Instrument überall. Die Quartette sind allerdings wirkliche Kammermusik (nicht wie die auch für Klavier und Streichquartett eingerichteten Klavierkonzerte KV 413–415); das Klavier ist bei aller Virtuosität vorbildlich in das Gesamtgefüge eingebaut. Hatte das 1. Quartett mit einem aufwühlenden, von impetuoser Geste eröffneten g-moll-Satz begonnen (auf welchen dann ein sanft-sanglicher langsamer Satz und ein heiteres, wenn auch kompliziert gebautes G-dur-Finale folgen), so zeigt sich das Es-dur-Quartett als Ganzes mehr von der lichten, unproblematischen Seite. Nicht dass das Stück oberflächlicher wäre als das Schwesterwerk. Trotz zeitweisen Moll-Passagen im Kopfsatz wirkt es ausgeglichener, in den Es-dur-Partien manchmal auch festlicher, ohne allerdings zu prunken. Intimität und Sanglichkeit bestimmen das Largo in As-dur. Das Finalrondo ist verhaltener als das heitere G-dur-Stück in KV 478, bietet gleichwohl beste Unterhaltung. Das Quartett ist kurz nach dem Abschluss der Komposition von Le nozze di Figaro entstanden. Man vermeint, manches aus jener Opera buffa auch in dieser Kammermusik zu vernehmen, zumal der Figaro letztlich etwas anderes ist als eine Buffa.