Drei Werke aus dem Kammermusikjahr 1842, zwei Streichquartette und das Klavierquartett, waren bzw. sind – rund ein Vierteljahr vor der 200. Wiederkehr von Schumanns Geburtstag – Teil unserer Konzertprogramme. Bereits zuvor hatte Schumann Interesse an der Komposition von Streichquartetten geäussert. Am 11. Februar 1838 schrieb er an Clara: „Auf die Quartette freue ich mich selbst, das Klavier wird mir zu enge, ich höre bei meinen jetzigen Kompositionen oft noch eine Menge Sachen, die ich kaum andeuten kann, namentlich ist es sonderbar, wie ich fast alles kanonisch erfinde.“ Es mag sein, dass bereits damals das eben entstehende op. 44 Mendelssohns für Schumann ausschlaggebend war, sicher war es das 1842. Denn Schumann machte vor der Komposition eingehende Studien von Vorbildern, zu denen natürlich Haydn, Mozart und Beethoven gehörten. Intensiv jedoch setzte er sich mit den 1839 im Druck erschienen Quartetten op. 44 seines Freundes Mendelssohn auseinander. Folgen davon sind nicht nur die Komposition, sondern wohl nicht zufällig die Anzahl von drei Werken und natürlich die Widmung der drei Quartette op. 41 an Mendelssohn. Und Schumann schloss sich – mehr als in anderen seiner Werke – mehr diesem Vorbild an als etwa Beethoven. Obwohl Mendelssohn, dem Schumann die drei Werke am 29. September 1842 durch Ferdinand David und seine Quartettfreunde aus dem Gewandhausorchester vorspielen liess, das 1. Quartett besonders gefiel, trägt vielleicht doch gerade das zweite Quartett, das kürzeste der Reihe, am meisten von Mendelssohn in sich. Es ist allerdings nicht der virtuose, übermütig-heitere Scherzo- und Elfenton, den wir hier vorfinden, sondern eine auch Mendelssohn durchaus eigene Besinnlichkeit verbunden mit einer keineswegs oberflächlichen Eleganz und Schönheit des Tones. Gleich der erste Satz, zwar Allegro vivace überschrieben, trotzdem eher ruhig gehalten, beginnt mit einer auf und ab schwingenden lyrischen Melodie. Der träumerische zweite Satz (As-dur) ist ein Variationensatz, doch nennt ihn Schumann quasi variazioni, weil er kühn mit der Variationsform umgeht. Ausgehend von einem 1832 entstandenen Larghetto (Nr. 13 aus den Albumblättern op. 124), von dessen drei „Strophen“ die dritte das eigentliche Thema für vier weitere Variationen liefert, kehrt Schumann zu den beiden ersten Strophen zurück und schliesst den Satz mit einer Coda, die ihrerseits wieder auf eine der Variationen zurückgreift. Unruhig, ja dramatisch gibt sich das Scherzo (c-moll), während das C-dur-Trio, am Schluss des Satzes wieder aufgenommen, mit dem Cello und den antwortenden übrigen Streichern Heiterkeit aufkommen lässt. Die heitere Klangfreude eines Perpetuum mobile bestimmt trotz intensiver thematischer Arbeit das Finale. Ein Melodieteil klingt an ein bei Schumann beliebtes und immer wieder zitiertes Thema an: Das Schlusslied aus Beethovens Liederzyklus „An die ferne Geliebte“, speziell die Phrase „Nimm sie hin denn meine Lieder“. Ob hier für einmal nicht an Clara, sondern an Freund Mendelssohn gedacht ist?