Paul Meyer stammt aus Mulhouse und lebt heute in Paris. 1982 bis 1984 gewann er sehr jung verschiedene höchste Auszeichnungen, was ihn nicht nur rasch zu einer steilen Solistenkarriere führte, sondern ihm auch den Rat und die Freundschaft Benny Goodmans verschaffte. Zahlreich sind prominente Dirigenten und Kammermusikpartner, mit denen er musiziert und zahlreich sind seine Platteneinspielungen, gerade auch der Kammermusikwerke mit Klarinette.
Boulez, der Analytiker, scharfsinnige Denker und technische Experimentator unter den modernen Komponisten (und Dirigenten), hat mehrere kammermusikalische Werke geschrieben, darunter ein frühes Streichquartett (Livre pour quatuor, 1949). Die Domaines existieren auch in einer Fassung für Soloklarinette mit verschiedenen Instrumentengruppen pro Blatt A-F des 1. Teils. Der Solist nimmt dazu dieser Gruppe gegenüber bzw. in der Soloversion an einer entsprechenden Stelle des Podiums Platz und wählt deren Reihenfolge frei. Unter «domaine» versteht Boulez «un ensemble de champs harmoniques».
1891 begegnete Brahms, der mit dem Streichquintett op. 111 sein Lebenswerk für abgeschlossen hielt, in Meiningen dem Klarinettisten Richard Mühlfeld. Unter dem Eindruck der Interpretation von Mozarts Quintett KV 581 schreibt er für ihn im Sommer das Trio op. 114 und das Quintett op. 115; 1824 folgen die Sonaten op. 120. Man hat aus dem Quintett Todesgedanken heraushören wollen. In der Tat liegt etwas Melancholisch-Sanftes über dem Werk, eine Art resignativer Heiterkeit, wie sie aber schon früher im Deutschen Requiem zu vernehmen war. Es musste also für Brahms - er starb vor knapp hundert Jahren am 3. April 1897 - der Tod nichts Schreckhaftes gewesen sein. Doch kann man im Quintett auch Leidenschaftlichkeit, männliche Kraft, ja Freude hören. Vielleicht kommt diese Spannung im Gegenpol der beiden bestimmenden Tonarten h-moll und D-dur zum Ausdruck. Die letzten von Brahms komponierten Töne galten in den Vier ernsten Gesängen (1896) den Worten: «Nun aber bleibet Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die grösste unter ihnen.» In Ausdruck und Kantilene sind sie manchen Stellen im Quintett ähnlich. Und 1891 galt die Liebe des oft genug unglücklich liebenden Komponisten offensichtlich «dem Fräulein Klarinette».
rs