Concerts Season 1996-1997

  • 11.3.1997
  • 20:15
  • 71.Season
  • Zyklus A
Stadtcasino, Festsaal

Orpheus Quartett (Düsseldorf) Bruno Pasquier, viola

Biography available in German ▼
Obwohl das Orpheus-Quartett, das heute nach 1994 zum zweiten Mal bei uns gastiert, in Düsseldorf beheimatet ist, stammt kein Mitglied aus Deutschland. Der erste Geiger stammt aus Rouen, der zweite und der Cellist aus Rumänien, der Bratscher aus Holland. Seit 1987 treten die vier Musiker gemeinsam auf. Unter mehreren Auszeichnungen ragen die 1. Preise im Karl Klingler-Wettbewerb in München von 1990 und im Kammermusik-Wettbewerb von Osaka 1993 hervor. Seit 1991 lehrt das Quartett Kammermusik am Konservatorium von Utrecht. Für die Einspielung der acht Quartette von Francesco Malipiero (1991) haben die Musiker den Grand Prix du Disque der Akademie Charles Cros erhalten. Inzwischen ist eine lange Reihe von Einspielungen erschienen.

Bruno Pasquier, 1943 in Neuilly-sur-Seine geboren, stammt aus einer namhaften Musikerfamilie. Er studierte in Paris, unter anderem bei seinem Vater Pierre Pasquier. Er ist Solobratscher in den besten Orchestern von Paris und unterrichtet Bratsche und Kammermusik am Conservatoire de Paris. 1963-67 wirkte er im Bernède Quartett mit, das 1965 den 1. Preis im ARD-Wettbewerb gewann. 1970 gründete er zusammen mit seinem Bruder Régis und Roland Pidoux das Nouveau Trio Pasquier.

Commentary available in German ▼
Die 1782 begonnene Folge von sechs Quartetten fand zu Beginn des Jahres 1785 rasch ihren Abschluss: Am 10. Januar 1785 trug Mozart das A-dur-Quartett in sein Werkverzeichnis ein, vier Tage später das Dissonanzen-Quartett. Und schon am 15. Januar führte er alle sechs Werke einigen Freunden, darunter Haydn, vor. Spätestens zu Beginn des Jahres 1785 muss Mozart den Plan gefasst haben, die Quartette Haydn zu widmen. Kennzeichen von KV 464 «ist seine kontrapunktische Durchdringung: Man möchte es das (vorläufig) gelungenste Beispiel einer Synthese zwischen barocker Linearität und Haydns dialogischem Stil nennen» (A. Werner-Jensen). Es ist wohl das am feinsten gearbeitete Quartett Mozarts; es ist zudem in einem so intensiven Personalstil gehalten, dass man keinen Takt Haydn zuweisen könnte. Dabei liegt die Qualität weniger im Reiz der Themen als in ihrer sorgfältigen Verarbeitung und polyphonen Dichte - und doch liegt mozartsche Anmut über allem. Beethoven schätzte dieses Quartett besonders und fertigte eigenhändig eine Kopie des Finales an.

Wegen einer grösseren technischen Panne bei der Herstellung des für das Quartett von Hans Jürgen von Bose benötigten elektronischen Materials musste die geplante Uraufführung ersetzt werden. Das Orpheus-Quartett kann dennoch mit einer Uraufführung aufwarten. Nachdem das Quartett 1992 bereits das 2. Streichquartett von Fukuo Yamaguchi in Japan aus der Taufe gehoben hatte, kam es zum Auftrag der Künstler an den Komponisten. Das einsätzige, rund eine Viertelstunde dauernde 3. Streichquartett war bereits 1995 fertiggestellt, kam aber bisher nicht zur Aufführung. Yamaguchi, geboren 1943 in Osaka, Kompositionsschüler von Nobuo Kagayama, heute Professor für Komposition an Musikhochschule in Osaka, hat sich nicht nur in Japan, sondern auch in Europa als Komponist einen Namen gemacht. Seit 1987 arbeitete er in Berlin für mehrere Jahre mit Isang Yun zusammen. 1996 komponierte er eine grosse Oper, «Der Berlinermond».

«Ich kann Ihnen sagen, dass Sie bisher kein so schönes Werk von mir haben, und wahrscheinlich haben Sie kein solches in den letzten zehn Jahren veröffentlicht», schrieb Brahms im August 1882 an seinen Verleger Fritz Simrock über sein F-dur-Streichquintett. Es war im Mai und Juni 1882, noch ganz unter dem Eindruck einer Frühjahrsreise nach Italien, in Bad Ischl entstanden, zusammen mit dem Klaviertrio op. 87. Brahms nannte es «ein Frühlingsprodukt» und liebte es, trotz Einwänden von Clara Schumann und Joachim, auch später noch. Man hat kritisiert, die Themen des Werkes hätten nicht das von Brahms gewohnte Niveau. Wie bei der 3. Sinfonie op. 90 vom Sommer 1883 ist nicht Eingänglichkeit gesucht, sondern Satz- und Klangtechnik, sorgfältige Durcharbeitung in kontrapunktischer und motivischer Gleichbehandlung der Stimmen - und dies alles mit der natürlichen Frische des Frühlingshaften. Der zweite Satz zeigt die «brahmsische» Kombination von langsamem Satz und Scherzo, das erst recht brahmsisch wirkt, weil es zuerst als idyllisches Allegretto daherkommt und erst bei der zweiten Wiederkehr als Variation zum scherzohaften Presto gesteigert ist.

rs