Der Pianist Philippe Dinkel, seit 1992 Direktor des Konservatoriums Genf, ist ein erfahrener Kammermusikpartner, der seit Jahren mit dem Quatuor Sine Nomine zusammenarbeitet.
Mozarts Es-dur-Quartett, als drittes der sechs Haydn-Quartette entstanden und nur ungenau zwischen Juli 1783 und Januar 1784 datiert, ist vielleicht das eigenartigste der Reihe: Ohne die sonst bei Mozart bekannte Es-dur-Festlichkeit beginnt der Kopfsatz harmonisch unbestimmt mit einem Unisono. Erst im zweiten Anlauf tritt er mit überraschenden Dissonanzen harmonisch auf. Das Andante in der Tristan-Tonart As-dur ist harmonisch noch ungewohnter – und in den Takten 15 und 40 kann man tatsächlich eine Vorahnung des Tristanmotivs hören. Das ausgedehnte Menuett beginnt mit vehementer Attacke auftaktig; das Trio versteckt seine eigentliche Tonart B-dur hinter einer langen c-moll-Melodie. Erst das Finale, eine Art Sonatensatz ohne Durchführung, bricht mit der Unbestimmtheit der vorangehenden Sätze und erweist sich in seinem Humor als eine Hommage an Haydn. Dessen C-dur-Werk aus der zweiten Sechserreihe der Tost-Quartette steht durch die aus einem Dreiklang entwickelte Thematik der ersten drei Sätze im Zeichen der Einheitlichkeit. Das Dreiklangmotiv wird dreimal verschieden beleuchtet: Im monothematischen Kopfsatz erscheint es in einem verhaltenen Marschrhythmus, im Menuett leicht melancholisch, was im Trio durch die Tonart c-moll und seufzerartige Motive verstärkt wird. Der für den späten Haydn erstaunlich rasche langsame Satz in F-dur, eine Art Sonatensatz, besteht aus einem Thema und zwei Variationen. Das Dreiklangmotiv erscheint in einem langsamen Marsch. Das Presto-Finale geht thematisch eigene Wege und steigert sich in seinem rhythmischen Drang über ein fugato zu einem Fortissimo-Unisono am Ende der Durchführung, um pianissimo mit dem Hauptthema zu verklingen.
rs