Rudolf Jansen stammt aus dem niederländischen Arnhem. Seine Studien schloss er am Konservatorium von Amsterdam 1966 mit Auszeichnung ab und trat daraufhin in Rezitals und als Solist auf. Heute gilt er als einer der bedeutendsten Liedpianisten. Er ist unter anderem mit Ely Ameling, Brigitte Fassbaender, Dietrich Fischer-Dieskau, Ernst Häfliger, Peter Schreier aufgetreten. Unter den Jüngeren hat er mit Hanspeter Blochwitz, Barbara Bonney, Robert Holl und Andreas Schmidt zusammengearbeitet. Häufig tritt er auch mit Edith Wiens auf, mit der er auch Platten eingespielt hat. Ausserdem gibt er weltweit Meisterkurse für Liedinterpretation.
Aus Mendelssohns Liedschaffen ist wenig bekannt, doch die beiden Heine-Vertonungen gehören zu den berühmtesten Liedern des 19. Jahrhunderts. Vielleicht überzeugen die 15 Takte zartester Lyrik in „Leise zieht durch mein Gemüt“ mit ihrem Spiel um den D-dur-Dreiklang heute mehr als die arpeggienumrauschte, etwas glatte Kantilene von „Auf Flügeln des Gesanges“.
Wolf hat die 46 Lieder von Heyses Nachdichtungen italienischer volksliedhafter Gesänge als „die originellsten und künstlerisch vollendetsten“ seiner Werke bezeichnet. Die Vielfalt der Liebes- und Spottlieder, Rache- und Hochzeitsgesänge nutzt er zu farbiger Ausgestaltung, vor allem im raffinierten Klavierpart. Er wird zum Zentrum der Vertonung, während die Stimme oft ins Deklamatorische zurückgenommen ist. Wolf verzichtet weitgehend auf Anklänge an Folklore und bietet eine nordalpine Sicht im Stile des fin de siècle auf eine gebrochene Italianità, bewahrt aber – trotz höchster Konzentration – gerade in den hier gebotenen Liedern einen buffonesken Ton voller Esprit – gleichsam nach dem Motto des ersten Liedes des Zyklus: „Auch kleine Dinge können uns entzücken.“
Der Amerikaner Copland aus Brooklin N.Y. studierte bei Rubin Goldmark und 1921–24 in Paris bei Nadja Boulanger. 1950 und 1952 gab er zwei Sammlungen mit je fünf volkstümlichen „Old American Songs“ heraus, die er 1954 bzw. 1958 auch mit Orchesterbegleitung arrangiert hat.
Brahms zeigte eine Vorliebe für Volksmelodien (Ungarische Tänze!) und Volkslieder, für die er Klavierbegleitungen erfand. 1860 wollte er gar das Volkslied als Gegenbewegung zum „falschen Kurs“ des Kunstliedes setzen. Unter den fünf volksliedhaften des Programms ragt das aus dem Wendischen übertragene „Von ewiger Liebe“ mit grandioser Schlusssteigerung heraus. Drei sind eigentliche Volkslieder. Die späte Liliencron-Vertonung dagegen geht ganz von dieser Linie ab und weist mit dem Choralzitat –auch das ein Volksgesang! – auf die „Vier ernsten Gesänge“ voraus.
Im op. 10, acht Liedern aus Gilms „Letzte Blätter“, dem Werk eines Achtzehnjährigen, klingt die berühmte enthusiastische „Zueignung“ an Brahms an und ist doch echter Strauss. „Die Nacht“ dagegen leitet sich eher von Schumann her und lässt die Lichter in fahlen Klängen erlöschen. Volksliedhaft wirkt die elegisch leise Dahn-Vertonung aus den „Schlichten Weisen“. Im letzten Liederabend Zugabe, erklingt nun Heines „Schlechtes Wetter“ im regulären Programm: Ironie in Text und Ton!
rs