Schostakowitschs 8. Quartett ist wohl sein bekanntestes, nicht zuletzt dadurch, dass es auch in der Orchestrierung Rudolf Barshais als Kammersinfonie häufig gespielt wird. Es ist innerhalb von nur drei Tagen in der Nähe von Dresden entstanden, wo Schostakowitsch sich 1960 aufhielt, um die Filmmusik zu einer deutsch-russischen Koproduktion zu schreiben. Dies vergegenwärtigte ihm die Zerstörung Dresdens und die Vernichtung unzähliger Menschen. Darum widmete er das Werk "den Opfern des Faschismus und des Krieges". Viel später gewichtete der Komponist anders, mehr autobiographisch. So jedenfalls wollte er das Zitat aus dem berühmten russischen Revolutionslied "Erschöpft von schwerer Gefangenschaft" verstanden wissen. überhaupt ist das Werk voller Zitate: Im zweiten Satz erklingt das jüdische Thema, das bereits im 2. Klaviertrio eine wichtige Rolle spielte; im 3. Satz erscheint das Anfangsmotiv des 1. Cellokonzerts aus dem Vorjahr und leitet in den 4. Satz über. Darin zitiert er aus seiner Oper "Lady Macbeth von Mzsenk". Es klingen zudem die 1. und 10. Sinfonie an. Vor allem im 1. und dem das Werk zyklisch beschliessenden 5. Satz spielt das auch sonst immer wieder begegnende Motiv D-eS-C-H, das Kürzel von Schostakowitschs eigenem Namen, eine wichtige Rolle. So wird die von seiner Tochter geäusserte Meinung, Schostakowitsch habe das Quartett "sich selbst gewidmet", richtig sein. Dass er es als eine Art Requiem für sich selbst auffasste, bestätigt ein Brief an Isaak Glikman.
Im Februar und März 1824 war Schubert "unmenschlich fleissig" (Schwind). Neben dem am 1. März beendeten Oktett kündigt er drei Quartette an, doch nur das in a-moll erlebt am 24. März seine Uraufführung. Auch das d-moll-Werk muss damals entstanden sein, wird aber erst 1826 geprobt und überarbeitet. Hat Schubert das düstere Werk - alle vier Sätze stehen in Moll - wegen seiner Kühnheit zurückbehalten? Denn was er im Harmonischen und mehr noch im Ausdruck erreicht, ist selbst im Vergleich zum Spätwerk Beethovens neuartig. Schon in der Wahl der Variationenvorlage ist Todesnähe erkennbar. Das "Todesmotiv" tritt im bei Schubert häufigen daktylischen Wanderrhythmus auf. Der Tod kommt als Wanderer, Verkörperung von Fremd- und Ausgeschlossensein, daher. Mag er im Lied (Bin Freund und komme nicht zu strafen.) sanft und friedlich auftreten und nicht so trostlos traurig wie der Leiermann in der „Winterreise“, so zeigen doch einige Variationen seine gewalttätige Macht. Und die gehetzte Kavalkade des Finale erinnert wohl nicht zufällig an den Erlkönig (Frage des Knaben: Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?). So gewinnt das Quartett eine existenzielle Ausdruckskraft, die ebenso erschreckend wirken musste wie vier Jahre später die schauerlichen Lieder der „Winterreise“.
rs