Konzerte Saison 2002-2003

  • 7.1.2003
  • 20.15
  • 77.Saison
  • Zyklus A
Stadtcasino, Festsaal

Arioso Quartett (Stuttgart) Katarzyna Mycka, Marimba
Dariusz Mikulski, Horn

Das Arioso Quartett wurde 1986 gegründet und nannte sich nach jenem italienischen Wort, das zunächst «luftig, leicht», im Musikalischen früher ein «ausdrucksvolles Gesangsstück», später überhaupt «ausdrucksvoll-kantabel» bedeutet. Dies dürfte wohl auch Programm sein – wie es in Kritiken immer wieder ausgesprochen wird. Der Werdegang des Quartetts wurde geprägt durch die Ausbildung beim Melos und beim Amadeus Quartett. Die vier Mitglieder sind in Stuttgart zu Hause, wo sie verschiedenen musikalischen Tätigkeiten in Orchestern und Kammermusikvereinigungen nachgehen. CD-Einspielungen des Quartettes fanden hervorragende Beurteilungen und führten zur Zusammenarbeit mit cpo. Neben der klassischen Quartettliteratur spielt die «minimal music» eine wichtige Rolle in Konzerten und Einspielungen.

Die international renommierte polnische Marimba-Virtuosin Katarzyna Mycka studierte mit Auszeichnung in Gdansk, Stuttgart und Salzburg. Nach verschiedenen Erfolgen in Schlagzeugwettbewerben gewann sie 1995 erste Wettbewerbspreise im Marimbaspiel in Luxemburg und Stuttgart. Sie hat viel beachtete CD-Einspielungen mit Solowerken und im Rahmen ihres Projektes «Katarzyna Mycka – Marimba Concerto» vorgelegt. Sie hat auch eine ganze Reihe von für sie geschriebenen Werken zur Uraufführung gebracht.

Der polnische Hornist Dariusz Mikulski gewann bereits während seines Studiums die wichtigsten Wettbewerbe seines Fachs in Polen. 1994 setzte er seine Studien bei Radovan Vlatkovic in Stuttgart und Salzburg fort. 1998 bis 2000 gewann er internationale Preise. Er betätigt sich als Solist mit verschiedenen Orchestern und hat auch CDs mit klassischen Werken und solchen des 20. Jahrhunderts vorgelegt.

Der Kontrabassist Reinald Schwarz ist Mitglied der Stuttgarter Philharmoniker.

Marimba, Horn und Streicher

Der russische Komponist belgischer oder wohl eher deutscher (sächsischer; Namensform: Glier) Abstammung Reinhold Glière hat einige Jahre nach Abschluss seiner Studien am Moskauer Konservatorium eine Reihe kürzerer Stücke für verschiedene Instrumente solo mit Klavier geschrieben, darunter das Intermezzo für Horn. Es könnte schon deshalb interessant sein, weil Glières bei uns bekanntestes Werk sein über vierzig Jahre später entstandenes Hornkonzert ist.

Mozarts wegen der ungewöhnlichen Besetzung eher selten zu hörendes Hornquintett dürfte wie das gleichzeitig skizzierte 1. Hornkonzert (KV 417) für jenen Joseph Leutgeb entstanden sein, der zwar Mozarts Freund war, aber auch wiederholt dessen Spott und Beschimpfungen über sich ergehen lassen musste. Mozart sucht mit der Besetzung (2 Bratschen) wohl den Streicherklang dem des Horns anzupassen, und es gelingt ihm auch, das Horn nicht eigentlich solistisch einzusetzen, sondern in den Gesamtklang zu integrieren.

Eckhard Kopetzki sagt zu seinem Marimba-Konzert: «Es entstand auf Anregung von Katarzina Mycka im April bis August 1998 und stellt die vielfältigen Möglichkeiten der Marimba in den Vordergrund. Einem schnellen 1. Satz mit einer Marimba-Kadenz folgt ein schwermütiger langsamer 2. Satz; er wird von einem einzigen Thema beherrscht, das zum ersten Mal solistisch im Cello erklingt. Der 3. Satz (Scherzo) soll die wehmütige Stimmung des 2. Satzes aufhellen. Den Schluss bildet ein rondoartiger Satz, der mit einer begleiteten Schlusskadenz der Marimba endet. Beherrschendes Intervall im 2. Satz ist die kleine, im 3. Satz die grosse Terz. Alle Sätze entwickeln sich aus einem Ton, wobei ich versucht habe, eine «impressionistische» Sprache in eine mit Rhythmus und Spielfreude gepaarte Form zu setzen.»

Schumanns Adagio und Allegro für Klavier und Horn op. 70 erklingt hier wie schon Glières Intermezzo in einer Version mit Streichern statt mit Klavier. Schumann hatte statt dem Horn auch Cello oder Violine vorgesehen. Trotz den Alternativbesetzungen ist die Hornstimme ganz aus diesem Instrument heraus empfunden. Clara Schumann fand das Werk «prächtig, frisch und leidenschaftlich», was vor allem für den Allegro-Teil gilt. Auch Schumann selbst hatte «Freude daran», mag es sich bei dem in vier Tagen entstandenen Stück auch um ein Nebenwerk handeln. Immerhin dokumentiert es neben dem Konzertstück für vier Hörner und Orchester (op. 86, ebenfalls 1849) Schumanns Liebe zu diesem Instrument.

Der brasilianische Schlagzeuger und Komponist Ney Rosauro studierte Komposition und Dirigieren in Brasilia, später auch Schlagzeug in Würzburg. Er unterrichtete in Brasilien, seit 2000 in Miami (Florida) und komponiert hauptsächlich für Schlaginstrumente. Das seinem Sohn Marcelo gewidmete und im Winter 1986, bald nach der Rückkehr nach Brasilien entstandene Werk für Marimba und Streicher hat er ursprünglich Serenata genannt. Er gab allen vier Sätzen einen dazu passenden «charakterisierenden Titel, so dass im Prinzip vier in sich geschlossene Stücke entstanden sind».

Der Violinist, Pianist und Komponist Gregor Hübner stammt aus Stuttgart. Seine Komposition beruht «auf drei lateinamerikanischen Tänzen. Der Tango stammt aus Argentinien, die beiden andern aus der afrocubanischen Tradition. Im Mittelpunkt der Komposition stehen Horn und Marimba: Sie wechseln sich ab, spielen unisono Linien und bilden rhythmische Inseln, die von den Streichern übernommen und weiter verarbeitet werden. Oft gibt die Marimba einen Rhythmus vor, über den das Horn melodische Linien legt. Im letzten Satz wird das treibende 12/8-Gefühl der afrocubanischen Bembe in der Kadenz von Horn und Marimba besonders deutlich. Die Latin Suite wurde im Auftrag von K. Mycka und D. Mikulski im August 2002 komponiert und im September uraufgeführt.»

rs