Der amerikanische Komponist Samuel Barber ist einer jener Komponisten, die man fast nur aufgrund eines einzigen Stückes kennt, obwohl oder vielleicht gerade weil er weitgehend als Postromantiker gilt und nie ein Avantgardist war. Weder seine Oper «Vanessa», 1958 gleich nach der Uraufführung in New York bei den Salzburger Festpielen aufgeführt, noch das Violinkonzert (op. 14, 1939/40) noch «Dover Beach» für Streichquartett und Singstimme (op. 3, 1931) – Barber, der eine Gesangskarriere im Auge hatte, hat das Stück selber aufgeführt – konnten sich bei uns definitiv durchsetzen. Auch die in Amerika offenbar häufiger gespielte, von Horowitz uraufgeführte viersätzige Klaviersonate von 1949, die als Meisterwerk gilt, hört man bei uns nie. Wirklich bekannt geworden ist Barber einzig durch sein Adagio for Strings, das man bei den Begräbnissen von Präsident Eisenhower und Albert Einstein gespielt hat. Dass es sich bei diesem Stück um die Bearbeitung für Streichorchester (1938 für Toscanini) des langsamen Satz aus dem Streichquartett op. 11 handelt, ist kaum bekannt. Ein zweites Streichquartett von 1947 blieb unvollendet. Das Quartett op. 11 ist in Rom entstanden, als sich der Komponist aufgrund eines Stipendiums in Europa aufhielt. Es gliedert sich in zwei Abteilungen, von denen die erste den Kopfsatz, die zweite das Adagio und das attacca anschliessende Finale umfasst. Der erste Satz in h-moll, beinahe klassisch in Form und Tonsprache, hält sich einigermassen an die Sonatenform mit drei Themen. Das erste Thema weist ein markantes Kopfmotiv auf, das im ganzen Satz bestimmend bleibt. Das zweite mit elegischem Klang und Duktus, kontrastiert dazu. Ein dritter Gedanke nimmt wieder mehr Bewegung an und spielt mit dem Hauptmotiv, während die Durchführung auf das elegische Material zurückgreift. Eine Überleitung mit dissonanten Reibungen führt zum Hauptthema zurück und somit zur Reprise. Das Adagio in b-moll ist weitgehend ein zarter, ruhiger Klagegesang voll Melancholie und steigert sich nur einmal zu grosser klanglicher Intensität. Der kurze, rund zweiminütige Schlusssatz greift, wie schon die Tempobezeichnung andeutet, auf den Kopfsatz zurück, und endet in einer Art Presto-Coda.
Am 9. November 1822 bat Fürst Nikolaus Galitzin Beethoven, für ihn «un, deux ou trois nouveaux Quatuors» zu schreiben. Die Anfrage kam Beethoven nicht ungelegen. Bereits am 5. Juni 1822 hatte er dem Verlag Peters ein Quartett in Aussicht gestellt, das spätere op. 127. Er widerrief das Angebot, da mir etwas anderes dazwischen gekommen: Es waren dies die Missa solemnis und die 9. Sinfonie – und die brauchten bekanntlich ihre Zeit. Ihre Uraufführungen fanden im April und Mai 1824 statt. Bereits im Februar 1824 hatte Beethoven die Arbeit am Quartett wieder aufgenommen und schloss es ein Jahr später ab. Die Uraufführung erfolgte am 6. März 1825 durch das Schuppanzigh-Quartett in Wien; sie war ein Misserfolg, weil das Ensemble das Stück unterschätzt und zu wenig gut vorbereitet hatte. Die Wiederholung am 23. März hingegen wurde zum Erfolg. Noch während der Arbeit am Es-dur-Quartett, wohl im Herbst 1824, konzipierte Beethoven zwei weitere Quartette, op. 132 und op. 130. Das viersätzige Opus 127 ist leichter fasslich als die drei folgenden grossen Quartette. Der erste Satz bringt nach sechs Maestoso-Takten teneramente ein lang ausgesponnenes, klar gegliedertes Thema in einer lyrischen Melodie. Trotz seinem Seitensatz in g-moll und trotz der mehrfachen Wiederaufnahme des Maestoso-Teils wirkt der Satz wie eine Idylle. Es folgt eine Variationenreihe über ein weitgespanntes, rhythmisch einheitliches, kanonartig einsetzendes Thema; ihr Charakter wechselt zwischen Unruhe, Munterkeit und Ekstase. Das Scherzo ist von nervöser Unrast geprägt; kontrapunktische Arbeit in geflüstertem Piano trägt gespenstische Züge. Das Trio wird von fahrigen Violinpassagen und stampfenden Tänzen bestimmt. Das Finale alla breve ohne eigentliche Tempobezeichnung wirkt volkstümlich, manchmal fast derb, bevor es in der ausgedehnten Coda (Bezeichnung unklar: Allegro con moto oder comodo), die im Charakter eher einem comodo als einem con moto entspricht, in lyrischer Expressivität schliesst.
rs