Konzerte Saison 1936-1937

  • 19.1.1937
  • 20:15
  • 11.Saison
Stadtcasino, Hans Huber-Saal

Basler Streichquartett [1926-1947] (Basel) Eduard Ehrsam, Klavier

Die als letzte Dreier-Gruppe geschriebenen Trios Hob. XV:27–29 hat Haydn wie die drei letzten Klaviersonaten Therese Jansen gewidmet. Sie muss eine tüchtige Pianistin, aber auch musikalisch auf der Höhe gewesen sein. Die drei Trios zählen zu Haydns bedeutendsten und nehmen es mit wichtigsten Werken des Komponisten auf. Das Es-dur-Trio beginnt, wie dies jeweils auch in einem Werk der früheren Gruppen der Fall war, mit einem Variationensatz, der als eine Art Doppelvariation kunstvoll mit der Rondoform verknüpft wird. Darin fällt die Minore-Variation (Nr. 2) in es-moll auf. Das Ganze wirkt beinahe wie ein Fantasie. Das H-dur-Andantino mit seinem vom Klavier vorgestellten Hymnen-Thema geht nach einem Dominant-Sept-Akkord und Orgelpunkt attacca in den Schlusssatz über, der in der englischen Erstausgabe mit «in the German Style» überschrieben ist. Es handelt sich um eine Allemande, auf die auch die ländlerhaften Anklänge Bezug nehmen: ein kunstvoller Satz, der Scherzo und Sonatensatz verbindet.
Debussys Streichquartett gilt als typisch französische Musik. Das ist gewiss richtig. Daneben haben aber auch andere Einflüsse zum Stil des 1893 entstandenen Werks beigetragen. Fünf Jahre zuvor hatte der Komponist – wie schon früher – Bayreuth besucht und Wagners Parsifal erlebt, was ihn sehr beeindruckte. Anlässlich der Pariser Weltausstellung 1889 begegnete ihm fernöstliche Musik, die erstmals in Europa zu erleben war. Alle diese Elemente hat Debussy zu einer eigenen Klangsprache zusammengefügt, welche ihren Reiz und ihre Eigenständigkeit ausmachen. Akademische Formen mochte Debussy nicht. So führte seine Klanglichkeit – man darf auch von Klangfarbe sprechen (kein Wunder, dass oft Begriffe der Malerei gewählt werden) – und der freie Umgang mit der Form zu eigenem Stil. Die vier Sätze sind alle aus dem Hauptthema des Kopfsatzes entwickelt, das mit den drei Tönen g - f - d beginnt. Dies geschieht aber nicht in Form der klassischen Durchführungstechnik, sondern indem derselbe Gedanke immer wieder mit exotischen Klängen und mit gleitenden Instrumentalfarben umspielt wird. Dazu kommt eine ungewohnte Rhythmik, die das Publikum der ersten Aufführung ebenso irritierte wie die neue Klanglichkeit. Debussys Freund Paul Dukas beschrieb anlässlich der Uraufführung die Bedeutung des Werks: «Alles darin ist klar und deutlich gezeichnet, trotz grosser formaler Freiheit. Debussy zeigt eine besondere Vorliebe für Verknüpfungen klangvoller Akkorde und für Dissonanzen, die jedoch nirgends grell, vielmehr in ihren komplexen Verschlingungen fast noch harmonischer als selbst Konsonanzen wirken; die Melodie bewegt sich, als schreite sie über einen luxuriösen, kunstvoll gemusterten Teppich von wundersamer Farbigkeit, aus dem alle schreienden und unstimmigen Töne verbannt sind.»

Joseph Haydn 1732-1809

Klaviertrio Nr. 45, Es-dur, Hob. XV:29 (vor 1797)
Poco Allegretto
Andantino ed innocentemente –
Finale: Allemande, Presto assai

Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791

Duo für Violine und Viola Nr. 2, B-dur, KV 424 (1783)
Adagio
Allegro
Andante cantabile
Andante con Variazioni

Claude Debussy 1862-1918

Streichquartett g-moll, op. 10 (1893)
Animé et très décidé
Assez vif et bien rythmé
Andantino, doucement expressif
Très modéré – Très mouvementé et avec passion – Tempo rubato

Bohuslav Martinu 1890-1959

5 pièces brèves pour violon, violoncelle et piano (Klaviertrio Nr. 1), H. 193 (1930)
Allegro moderato
Adagio
Allegro
Allegro moderato
Allegro con brio