Seine bisher einzige Aufführung bei der Kammermusik Basel erfuhr Szymanowskis 2. Streichquartett zehn Jahre nach der Entstehung am 10.12.1937 durch das Basler Streichquartett, acht Monate nach dem Tod des Komponisten (29.3.1937) an Knochentuberkulose in einem Sanatorium bei Lausanne. Der polnische Komponist wurde 1882 in Tymoszówka (heute Ukraine) in eine kulturbewusste Familie des Landadels geboren. Erste Reisen nach Wien und in die Schweiz liessen ihn Wagner entdecken. Ab 1901 studierte er in Warschau und komponierte vor allem Klaviermusik unter dem Einfluss Chopins und Skrjabins. Die Oper «Król Roger», sein Hauptwerk, entstand 1918 bis 1924. Neben Klavier- und Kammermusik stehen vier Sinfonien, Ballettmusik, zwei Violinkonzerte. Trotz der Bewunderung für seinen Klangsinn und seine Freiheit im Umgang mit Harmonik und Formen ist Szymanowski bis heute eher ein Unbekannter geblieben. Wie das 1. Streichquartett von 1917 (eine geplante Schlussfuge wurde nicht ausgeführt) ist das zweite in drei Abschnitte gegliedert, hier in der Abfolge Langsam – Rasch – Langsam. Der erste Satz, den man noch als eine Art Sonatensatz mit zwei Themen ansehen kann, setzt mit flirrenden Klängen ein; sie werden im Mittelteil von harmonisch markanten Passagen weitergeführt. Eine rasche Bewegung (Tempo deciso) bildet diese durchführungsartige Entwicklung, bevor – Tempo I – die Reprise und eine Coda folgen. Der rondoartige zweite Satz besteht aus mehreren Episoden und orientiert sich mit seinen ostinaten Elementen an der Volksmusik der Goralen, welche Szymanowski in Zakopane kennengelernt hatte. Der symmetrisch gebaute Schlusssatz ist eine freie langsame Fuge. Den Mittelteil bildet eine Art Stretta im doppelten Tempo. Das Quartett entstand für einen Wettbewerb in Philadelphia, doch erhielt es den Preis nicht – der ging (gemeinsam mit einem Stück von Casella) an Bartóks 3. Streichquartett.