Zwischen 1792, dem Jahr der Übersiedlung nach Wien, und 1800/01 hat Beethoven fast nur Kammermusikwerke der verschiedensten Gattungen (inkl. Klaviersonaten) komponiert und als Opera 1 bis 18 veröffentlicht. Von den sechs Streichquartetten op. 18 hat er die Nr. 1 bis 3 im Jahr 1800 für die Drucklegung überarbeitet und neu geordnet. Der Nr. 2 (ursprünglich das dritte Quartett) hat das spätere 19. Jahrhundert den Namen «Komplimentierquartett» gegeben – offenbar wegen der elegant-höflichen «Verbeugungen», mit denen die 1. Geige zu Beginn angeblich zum geneigten Zuhören einlädt. Auch die freundliche Tonart G-dur trägt wohl dazu bei. In der Durchführung tritt das Themenmaterial aber anspruchsvoll fugiert auf. Das Adagio im 3/4-Takt mit einem kantablen C-dur-Thema wird von einem raschen Allegro-Teil im 2/4-Takt unterbrochen. Sein Motiv wird aus der Schlussfloskel des Adagios entwickelt. In der Wiederholung des Adagios, bei der das Cello die Führung übernimmt, wird das Gesangsthema umspielt. Die ersten drei Quartette gehören noch dem 18. Jahrhundert an – und doch weist gerade das G-dur-Werk ein bereits voll entwickeltes, munteres Scherzo auf. Sein Mittelteil steht in Moll. Das Finale ist ein Sonatensatz; wiederum ist im spielerischen Hinundher dem Cello die führende Rolle überlassen. In der Durchführung in Es-dur werden die Themenmotive durcheinander gemischt. Der Satz endet in einer raschen 32stel-Coda.
Schostakowitsch ermöglichte es 1943 Mieczyslaw Weinberg durch Beschaffung einer Aufenthaltsbewilligung, in Moskau Wohnsitz zu nehmen, nachdem dieser ihm seine 1. Sinfonie zur Begutachtung geschickt hatte. Damit begann die Freundschaft der beiden. Ab der zweiten Hälfte der Fünfzigerjahre gab es zwischen den Freunden eine Art Wettbewerb, wer als erster sein 10. Streichquartett vollenden würde. Zunächst lag Weinberg mit Nr. 7 und 8 vorne, worauf Schostakowitsch 1960 gleichzog und danach mit Nr. 9 und 10 die Führung übernahm: «Ich hatte es mir zur Aufgabe gemacht, Weinberg einzuholen und zu überholen, was ich nun auch getan habe.» Später holte Weinberg wieder auf, und 1966 schrieben beide ihre elften Quartette. Zuletzt lag Weinberg mit 17 Quartetten vor den 15 seines inzwischen verstorbenen Freundes.
Das in nur elf Tagen geschriebene 10. Quartett ist Weinberg gewidmet. Im Gegensatz zum 9. Quartett mit fünf attacca ineinander übergehenden Sätzen, das kurz zuvor entstanden war, findet sich hier einzig zwischen dem 3. und 4. Satz die Bezeichnung attacca. Die Satzfolge ist Langsam – Schnell – Langsam – Schnell. Auf eine leichte, zurückhaltende Sonatine folgt ein Furioso-Scherzo, das in seiner harten Motorik an das Stalin-Porträt in der 10. Sinfonie erinnert. Nach diesem aggressiven Zwischenspiel führt eine langsame Passacaglia (mit einem neun- statt achttaktigen Thema) zur Beruhigung. Das Finale nimmt am meisten Raum ein und weist einen ebenfalls bei Schostakowitsch typischen Charakter auf: Ein nicht allzu schnelles ostinatohaftes Thema im Staccato wird, von wenigen Unterbrüchen abgesehen, ständig wiederholt, bis es nach dem Zitat des Hauptthemas aus dem ersten Satz zum Schluss als Andante im Pianissimo ausläuft.
Eine andere Satzfolge finden wir in Weinbergs 6. Quartett. Es hat sechs Sätze, von denen die ersten drei in eher raschem bis sehr schnellem Tempo gehalten sind, während die letzten drei meist ruhiger ablaufen. Doch täuscht die Bezeichnung der Sätze öfter über die effektive Realität der Tempi. Im Kopfsatz klingen klezmerartige Motive an. Die Steigerung im Mittelteil in Tempo und Dynamik bis zum Fortefortissimo geht weit über das Semplice der Rahmenpartien hinaus. Der kurze zweite Satz steigert diese Wildheit zeitweise noch. Sie geht im noch kürzeren dritten, attacca anschliessenden Satz, wenn auch mit längeren Unterbrüchen, con fuoco weiter. Doch dann findet dieses Allegro nach einer Minute, als wollte es auf die folgenden Sätze einstimmen, definitiv zu sanglicher Ruhe. Diese führt direkt zur Adagio-Fuge, die als Zentrum des Werks gelten darf. Sie endet geradezu erstarrend. Im fünften Satz zeigt sich dem Hinweis «commodo» entsprechend die Stimmung zunächst heiter. Es folgt ein rascherer Zwischenteil mit raffinierten Klangeffekten, der zuletzt zu einem «ätherischen» Abschluss findet. Die scheinbare Ruhe des 6. Satzes täuscht, denn sie wird bald in raschere Bewegung umgeformt und von geradezu irrem Tempo unterbrochen. Das Quartett wurde offenbar zu Weinbergs Lebzeiten nie aufgeführt, vielleicht weil es 1948 vorübergehend auf den Index gesetzt wurde. Wahrscheinlich fand die Uraufführung erst am 24. Januar 2007 durch das Danel Quartett statt.
Schostakowitsch hat sich weiterhin für Weinberg eingesetzt, so im Februar 1953, nachdem dieser im Rahmen der antisemitischen Säuberungen Stalins verhaftet und eingekerkert worden war. Schostakowitsch versuchte mit einem Brief an den Geheimdienstchef Lawrenti Beria seine Freilassung zu erreichen. Diese erfolgte aber erst nach Stalins Tod am 5. März 1953.