Concerts Season 2019-2020

  • 18.2.2020
  • 19.30
  • 94.Season
  • Abo 7
Oekolampad Basel

Quatuor Danel (Brüssel)

The Quatuor Danel was founded in 1991 and has been at the forefront of the international music scene ever since, with important concert performances worldwide and a row of groundbreaking CD recordings. The quartet is famous for their bold, concentrated interpretations of the string quartet cycles of Haydn, Beethoven, Schubert, Shostakovich, and Weinberg. Their lively and fresh vision on the traditional quartet repertoire has delivered them subsequent praise from public and press. The other part of their force lies in the collaboration with major contemporary composers such as Wolfgang Rihm, Helmut Lachenmann, Sofia Gubaidulina, Pascal Dusapin Jorg Widmann and Bruno Mantovani.

Russian composers have a special place in the Quatuor Danel’s repertoire. They have championed all string quartets by Shostakovich and recorded the complete cycle for Fuga Libera in 2005. This box-set was re-issued by Alpha and still counts as one of the benchmark interpretations of Shostakovich’ quartets. The Danel were the first quartet to record the other great string quartet cycle of the twentieth century: the 17 quartets by Mieczysław Weinberg. Their performance in Manchester and Utrecht was the first time ever live interpretation of the complete Weinberg cycle worldwide.

Education is also at the heart of the activities of the Quatuor Danel. An essential part of their mission is to pass on their knowledge, their experience and the musical heritage they received from their own mentors: members of the Amadeus and Borodin Quartets, Fyodor Druzhinin, Pierre Penassou, Walter Levin and Hugh Maguire. Since 2005, the Quatuor Danel is quartet in residence at the University of Manchester, where they uphold a tradition of coaching and collaborations with world-renowned musicologists. Since 2015, they also teach regularly at the Netherlands String Quartet Academy in Amsterdam. They gave classes at the University of California, Los Angeles (UCLA), University of Maryland and Skidmore College, at the Taipei National University of the Arts, at Conservatoire of Music and Dance Lyon the Conservatoires of Lille and Nice and at the Kuhmo Chamber Music Festival.

The quartet’s current diary will take them to the major concert halls in Brussels, Amsterdam, Paris, London, Madrid, Vienna, Hambourg, Milano, Taipei, Tokyo, New York, Washington, Los Angeles and San Francisco, but they are also comfortable playing in lesser known intimate venues. Quatuor Danel is a regular guest at festivals such as Ottawa, Kuhmo, Cork, Lofoten, Schleswig-Holstein, Bregenz, Schostakowitsch Tage Gorisch, Luzern Zaubersee, Sakharov Festival, Richter Festival, Enescu Festival, Fayence, Luberon, Montpellier, Folle Journée de Nantes and Musica Mundi. Present seasons the Danel will be featuring a series of quartet cycles around the world: the complete Shostakovich and Weinberg cycles at Wigmore Hall, Muziekgebouw Amsterdam and TivoliVredenburg Utrecht, Philharmonie de Paris . Complete Beethoven cycles sound in Jerusalem, Taipei, Lyon, Badenweiler, Manchester and finally in Utrecht.

Commentary available in German ▼
Drei Meister mit 15, 16 und 17 Streichquartetten

Zwischen 1792, dem Jahr der Übersiedlung nach Wien, und 1800/01 hat Beethoven fast nur Kammermusikwerke der verschiedensten Gattungen (inkl. Klaviersonaten) komponiert und als Opera 1 bis 18 veröffentlicht. Von den sechs Streichquartetten op. 18 hat er die Nr. 1 bis 3 im Jahr 1800 für die Drucklegung überarbeitet und neu geordnet. Der Nr. 2 (ursprünglich das dritte Quartett) hat das spätere 19. Jahrhundert den Namen «Komplimentierquartett» gegeben – offenbar wegen der elegant-höflichen «Verbeugungen», mit denen die 1. Geige zu Beginn angeblich zum geneigten Zuhören einlädt. Auch die freundliche Tonart G-dur trägt wohl dazu bei. In der Durchführung tritt das Themenmaterial aber anspruchsvoll fugiert auf. Das Adagio im 3/4-Takt mit einem kantablen C-dur-Thema wird von einem raschen Allegro-Teil im 2/4-Takt unterbrochen. Sein Motiv wird aus der Schlussfloskel des Adagios entwickelt. In der Wiederholung des Adagios, bei der das Cello die Führung übernimmt, wird das Gesangsthema umspielt. Die ersten drei Quartette gehören noch dem 18. Jahrhundert an – und doch weist gerade das G-dur-Werk ein bereits voll entwickeltes, munteres Scherzo auf. Sein Mittelteil steht in Moll. Das Finale ist ein Sonatensatz; wiederum ist im spielerischen Hinundher dem Cello die führende Rolle überlassen. In der Durchführung in Es-dur werden die Themenmotive durcheinander gemischt. Der Satz endet in einer raschen 32stel-Coda.

Schostakowitsch ermöglichte es 1943 Mieczyslaw Weinberg durch Beschaffung einer Aufenthaltsbewilligung, in Moskau Wohnsitz zu nehmen, nachdem dieser ihm seine 1. Sinfonie zur Begutachtung geschickt hatte. Damit begann die Freundschaft der beiden. Ab der zweiten Hälfte der Fünfzigerjahre gab es zwischen den Freunden eine Art Wettbewerb, wer als erster sein 10. Streichquartett vollenden würde. Zunächst lag Weinberg mit Nr. 7 und 8 vorne, worauf Schostakowitsch 1960 gleichzog und danach mit Nr. 9 und 10 die Führung übernahm: «Ich hatte es mir zur Aufgabe gemacht, Weinberg einzuholen und zu überholen, was ich nun auch getan habe.» Später holte Weinberg wieder auf, und 1966 schrieben beide ihre elften Quartette. Zuletzt lag Weinberg mit 17 Quartetten vor den 15 seines inzwischen verstorbenen Freundes.

Das in nur elf Tagen geschriebene 10. Quartett ist Weinberg gewidmet. Im Gegensatz zum 9. Quartett mit fünf attacca ineinander übergehenden Sätzen, das kurz zuvor entstanden war, findet sich hier einzig zwischen dem 3. und 4. Satz die Bezeichnung attacca. Die Satzfolge ist Langsam – Schnell – Langsam – Schnell. Auf eine leichte, zurückhaltende Sonatine folgt ein Furioso-Scherzo, das in seiner harten Motorik an das Stalin-Porträt in der 10. Sinfonie erinnert. Nach diesem aggressiven Zwischenspiel führt eine langsame Passacaglia (mit einem neun- statt achttaktigen Thema) zur Beruhigung. Das Finale nimmt am meisten Raum ein und weist einen ebenfalls bei Schostakowitsch typischen Charakter auf: Ein nicht allzu schnelles ostinatohaftes Thema im Staccato wird, von wenigen Unterbrüchen abgesehen, ständig wiederholt, bis es nach dem Zitat des Hauptthemas aus dem ersten Satz zum Schluss als Andante im Pianissimo ausläuft.

Eine andere Satzfolge finden wir in Weinbergs 6. Quartett. Es hat sechs Sätze, von denen die ersten drei in eher raschem bis sehr schnellem Tempo gehalten sind, während die letzten drei meist ruhiger ablaufen. Doch täuscht die Bezeichnung der Sätze öfter über die effektive Realität der Tempi. Im Kopfsatz klingen klezmerartige Motive an. Die Steigerung im Mittelteil in Tempo und Dynamik bis zum Fortefortissimo geht weit über das Semplice der Rahmenpartien hinaus. Der kurze zweite Satz steigert diese Wildheit zeitweise noch. Sie geht im noch kürzeren dritten, attacca anschliessenden Satz, wenn auch mit längeren Unterbrüchen, con fuoco weiter. Doch dann findet dieses Allegro nach einer Minute, als wollte es auf die folgenden Sätze einstimmen, definitiv zu sanglicher Ruhe. Diese führt direkt zur Adagio-Fuge, die als Zentrum des Werks gelten darf. Sie endet geradezu erstarrend. Im fünften Satz zeigt sich dem Hinweis «commodo» entsprechend die Stimmung zunächst heiter. Es folgt ein rascherer Zwischenteil mit raffinierten Klangeffekten, der zuletzt zu einem «ätherischen» Abschluss findet. Die scheinbare Ruhe des 6. Satzes täuscht, denn sie wird bald in raschere Bewegung umgeformt und von geradezu irrem Tempo unterbrochen. Das Quartett wurde offenbar zu Weinbergs Lebzeiten nie aufgeführt, vielleicht weil es 1948 vorübergehend auf den Index gesetzt wurde. Wahrscheinlich fand die Uraufführung erst am 24. Januar 2007 durch das Danel Quartett statt.

Schostakowitsch hat sich weiterhin für Weinberg eingesetzt, so im Februar 1953, nachdem dieser im Rahmen der antisemitischen Säuberungen Stalins verhaftet und eingekerkert worden war. Schostakowitsch versuchte mit einem Brief an den Geheimdienstchef Lawrenti Beria seine Freilassung zu erreichen. Diese erfolgte aber erst nach Stalins Tod am 5. März 1953.

Ludwig van Beethoven 1770-1827

Streichquartett Nr. 2, G-dur, op. 18, No. 2 (1798/1800)
Allegro
Adagio cantabile – Allegro
Scherzo: Allegro – Trio
Allegro molto quasi Presto

Dmitrij Schostakowitsch 1906-1975

Streichquartett Nr. 10, As-dur, op. 118 (1964)
Andante –
Allegretto furioso –
Adagio –
Allegretto

Mieczyslaw Weinberg 1919-1996

Streichquartett Nr. 6 (1946)
Allegro semplice
Presto agitato
Allegro con fuoco
Adagio
Moderato commodo
Andante maestoso