Konzerte Saison 2020-2021

  • 28.9.2021
  • 19.30
  • 95.Saison
  • Abo 8 2020-21
Stadtcasino Basel, Hans Huber-Saal

KONZERT VERSCHOBEN vom 15.6.2021

Arditti Quartet (London) Jake Arditti, Countertenor

Das Arditti Quartet geniesst weltweit einen herausragenden Ruf für seine lebendige und differenzierte Interpretation von Kompositionen der Gegenwart und des 20. Jahrhunderts. Seit seiner Gründung 1974 durch den Geiger Irvine Arditti sind mehrere hundert Streichquartette für das Ensemble komponiert worden. Viele dieser Werke sind aus dem Repertoire der zeitgenössischen Musik nicht mehr wegzudenken und geben dem Quartett einen festen Platz in der Musikgeschichte. Die Bandbreite seines Repertoires beweisen Uraufführungen von Komponisten wie Thomas Adès, Georges Aperghis, Harrison Birtwistle, John Cage, Elliott Carter, Hugues Dufourt, Pascal Dusapin, Brian Ferneyhough, Luca Francesconi, Ashley Fure, Sofia Gubaidulina, Jonathan Harvey, Toshio Hosokawa, Mauricio Kagel, György Kurtág, Helmut Lachenmann, György Ligeti, Conlon Nancarrow, Younghi Pagh-Paan, Wolfgang Rihm, Giacinto Scelsi, Salvatore Sciarrino, Karlheinz Stockhausen, Jennifer Walshe oder Iannis Xenakis. Das Ensemble sucht bei der Erarbeitung von Werken einen engen Austausch mit den Komponisten, da dies seiner Überzeugung nach wesentlich für die Interpretation moderner Musik ist. In Meisterkursen für junge Interpreten und Komponisten engagieren sich die vier Spieler weltweit als Pädagogen. Die Diskografie des Arditti Quartets umfasst über 200 CDs. Allein bei Montaigne Naïve sind mehr als 40 Aufnahmen erschienen, die zahlreiche zeitgenössische Komponisten porträtieren und erstmals die Streichquartette der Zweiten Wiener Schule in Gesamtheit präsentieren. Viele Werke wurden in Anwesenheit der Komponisten eingespielt, wie zum Beispiel die Quartette Luciano Berios. Auch legendäre Ereignisse der jüngsten Musikgeschichte wie Stockhausens spektakuläres Helikopter-Quartett wurden vom Ensemble auf CD festgehalten. Im Laufe der letzten 40 Jahre erhielt das Arditti Quartet zahlreiche Preise, darunter mehrfach den Deutschen Schallplattenpreis. 1999 wurde ihm der Ernst-von-Siemens-Musikpreis für sein musikalisches Lebenswerk verliehen. 2004 verlieh ihm die Académie Charles Cros den «Coup de Cœur» für seinen «Beitrag zur Verbreitung der Musik unserer Zeit». Für die Einspielung von Werken Elliot Carters (1999), Harrison Birtwistles (2002) und Pascal Dusapins (2018) gewann es dreimal den Gramophone Award für die «beste Aufnahme zeitgenössischer Musik». Das Archiv des Arditti Quartets befindet sich in der Paul-Sacher-Stiftung in Basel.
Als Komponist von Opern, Balletten und Sinfonien ist Henze allgemein bekannt und anerkannt. Dass sein Oeuvre auch reichhaltige Kammermusik, darunter mehrere Streichquartette (das erste 1947) umfasst, ist weniger geläufig. Im März 1976 machte Henze auf einer Flugreise von Rom nach Sydney Skizzen zu seinem 5. Quartett. In Sydney habe ihm der Tänzer Mark Wraith einen seiner choreographischen Träume aufgeschrieben. Darin sei vom Alleinsein, von Kampf und Nachtmahren, von Stille, vom Heraufkommen des Morgens, von Genesung die Rede gewesen. Daneben ist überall der tagebuchartige Charakter dieses Quartetts zu verfolgen. Im klagenden Arioso, einer lyrischen Invention, bildet sich die Thematik der ganzen Arbeit schon vor. Den Schwerpunkt bildet der stürmische 2. Satz, ein vierstimmiger Kontrapunkt, in dem zunächst 58 Takte lang die Bratsche die Haupt- und das Cello die Nebenstimme ausführt. Gleichzeitig wird von der ersten Geige das Tonmaterial der Bratschenmusik krebsförmig in verminderter Quintlage gespielt, und das des Cellos auf die gleiche Weise, aber in Quartlage, von der zweiten Geige. Die Sätze drei bis fünf bringen Beruhigung, der sechste, ein Morgenständchen (Aubade) in vier Strophen, beginnt noch unsicher, noch halb im Traum. Obwohl Henze vom Zerbrechen des Traums spricht, wodurch das Material zerstoben (ist), verflogen wie Nachtvögel und Fledermäuse im Frühlicht (2. Strophe), und in der dritten Strophe fast quälend die Helle des Tages einbrechen lässt, erhält in der vierten unter Führung des Cellos die Traumwelt neue Realität im Licht der Sonne, bis die Stimmen vertikal gehört werden können und zu Harmonie werden (alle Zitate: Henze).