Der belgische Klarinettist Roeland Hendrikx studierte in Leuven und Antwerpen. Zudem besuchte er Meisterkurse bei Wesley Foster (Banff, Canada), Thea King (London) und Charles Neidich (Juilliard School New York). Neben seiner solistischen Tätigkeit spielte er bis 2003 im Symfonieorkest van de Munt (La Monnaie, Brüssel) und ist heute Soloklarinettist im Belgischen Nationalorchester. Er musiziert mit bekannten Musikern und Ensembles zusammen. Soloauftritte führten ihn zu belgischen, deutschen und niederländischen Orchestern. Für seine Auftritte in Belgien und seine Bemühungen um die belgische Musik sowie für seine CD-Einspielungen erhielt er mehrfach Preise, so für die Einspielung des für ihn geschriebenen Klarinettenquintetts von Piet Swerts 2006 den Klara-Musikpreis und 2007 den Caecilia-Preis für die beste belgische CD des Jahres. Die Westfalenpost lobte ihn im Dezember 2004: «Der Belgische Klarinettist Roeland Hendrikx ist ein unglaublich guter Musiker, der virtuose Leidenschaft mit poetischer Tongebung verbindet. Hendrikx kann vor allem in der von Mozart so geliebten jenseitsdunklen tiefen Lage, die für die Bassettklarinette typisch ist, samtig-leuchtende Kantilenen gestalten.»
Bei der Klarinette haben oft hervorragende Spieler bedeutende Werke für dieses Instrument angeregt. War für Weber der Inspirator Heinrich Baermann, für Brahms Richard Mühlfeld, so für Mozart Anton Stadler (1753–1812). Dieser war wohl auch an der Weiterentwicklung des Instruments beteiligt. Ihm und dem Instrumentenbauer Theodor Lotz ist die Bassettklarinette zuzuschreiben, für welche Mozart das Quintett und das Konzert, beide in A-dur, geschrieben hat. Es handelt sich um ein Instrument, das unterhalb des A-Klarinettenumfangs weitere Töne (bis zum geschriebenen C bzw. klingenden A) produzieren kann. Es gibt im Quintett Stellen, bei denen der für A-Klarinette überlieferte Stimmenverlauf auf der Bassettklarinette besser zur Geltung kommt (z.B. in Takt 40f. des Allegro). Stadler hat weitere Werke Mozarts zur Aufführung gebracht, so Teile der Gran Partita, im Rahmen der Freimaurer-Loge Trios für Klarinetten bzw. Bassetthörner, welche als die Logeninstrumente galten (5 Divertimenti KV 439b / Adagio KV 411) und die beiden solistisch begleiteten Arien aus La clemenza di Tito. Mozart war mit Stadler eng befreundet. Auf ihrer gemeinsamen Reise nach Prag – nicht der berühmten, die fand im September darauf statt – im Januar 1787 erhielt Stadler von Mozart, der wieder einmal seiner sprachlichen Phantasie keine Grenzen setzte, den gewiss ehrenden Beinamen Nàtschibinìtschibi. Wer will es Stadler angesichts der Meisterwerke, die er angeregt hat, heute verübeln, dass er wie bei Lotz auch bei Mozart nach dessen Tod Schulden von 500 Gulden hatte und zudem – eine ominöse Geschichte – offenbar einen Koffer unter anderem mit Noten von Mozart-Werken, darunter vielleicht die Bassettklarinettenstimme des Quintetts, versetzt hat. Mozart vollendete das Werk, das er öfters als «des Stadler’s Quintett» bezeichnete, während der Arbeit an Così fan tutte am 29. September 1789. Die erste Aufführung fand drei Monate später in Wien statt. Der auf drei Themen aufgebaute Kopfsatz verbindet, wie das ganze Werk, die fünf Instrumente in bewundernswerter Weise so, dass keines hervorsticht. Wenn eines die Führung übernimmt, folgt alsobald die Ablösung. Im Larghetto (D-dur, in dreiteiliger Liedform) übernimmt die Klarinette mit dem Gesangsthema unüberhörbar die Führung; sie wird später von der 1. Violine in dessen Entfaltung unterstützt. Das Menuett weist zwei Trios auf. Im ersten (a-moll) schweigt die Klarinette wie schon während einiger Takte im Menuett, als habe Mozart dem Spieler Zeit zum Verschnaufen geben wollen. Umso deutlicher darf sie im zweiten Trio in A-dur die Hauptrolle übernehmen, als ob sie zum Walzer aufspielen möchte. Im Schlusssatz wird ein sechzehntaktiges heiter-beschwingtes Thema sechsmal variiert. Während zuvor die Aufgaben der Stimmen ausgeglichen waren, darf sich in der 3., der Moll-Variation (a-moll) die Bratsche gesanglich entfalten. Die 4. Variation lässt der Virtuosität von Klarinette und 1. Violine freien Lauf, bevor in der folgenden das Tempo zurückgenommen wird (Adagio), gleichsam als Ruhepol vor dem Schluss-Allegro. Angesichts der Bläserbeteiligung, der zwei Trios im Menuett und des Variationssatzes könnte man versucht sein, das Werk als Serenade oder Divertimento einzustufen. Aber Mozart gelingt auch mit diesen Elementen ein vollendetes Kammermusikwerk höchsten Ranges.
rs