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  • «MADRIGAUX» pour quatuor à cordes (2011/12)

Jean-Jacques Dünki 1948-

Für dieses Jahr hat Jean-Jacques Dünki den Auftrag der Kammermusik Basel im Rahmen von «Basler Komponisten im Fokus» für ein Streichquartett erhalten – und er hat dabei sein erstes Quartett geschrieben. Es dauert rund 18 Minuten. Der Komponist beschreibt sich so: J.-J. Dünki, in Aarau geboren, studierte an der Musikakademie Basel Klavier bei Rolf Mäser, später in Berlin, London, New York und Baltimore u. a. mit Leon Fleisher und Charles Rosen. Er besuchte Klavierkurse mit Maurizio Pollini, Claude Helffer, Edith Picht-Axenfeld, und studierte Dirigieren mit Michael Gielen, historische Auffüh-rungspraxis mit Nikolaus Harnoncourt, hörte musikwissen-schaftliche Vorlesungen bei Carl Dahlhaus in Berlin und Max Haas in Basel, musikalische Analyse mit Hans Keller in London. Als Komponist ist er weitgehend Autodidakt. 1981 erhielt er den Arnold-Schönberg-Preis in Rotterdam. Heute hat Dünki eine weitgespannte Tätigkeit als Komponist, Solist und Kammermusiker, ist Gast an Festivals wie Berlin, Graz, Donaueschingen oder Genf. Seit 1984 leitet er an der Musikakademie Basel eine Klasse für Klavier und Kammermusik und gibt regelmässig Kurse in der Schweiz, Deutschland, Frankreich, England, USA und Japan. In jüngerer Zeit wandte er sich auch dem Hammerklavier und Clavichord zu. Zu seiner Komposition schreibt er: Sieben Fabeln der Hinfälligkeit und Vergänglichkeit inspirierten mein Werk. Auf verschiedenste Weisen vertont, bilden sie ein zerrissenes Ganzes. Meine Musik fragt und sucht ihren Weg quer durch die Musikhistorie – informiert, doch selten treu. Ob ich meinen Zuhörer(inne)n zumuten darf, die oft entlegenen Bruchstücke zusammenzufügen? Die erwähnten sieben Fabeln beruhen auf folgenden vom Komponisten ausgewählten Texten: «Madama Morte, Madama Morte.» «Aspetta che sia l’ora, e verrò senza che tu mi chiami.» «Madama Morte.» «Vattene col diavolo. Verrò quando tu non vorrai.» «Come se io non fossi immortale.» «Immortale?» ..... «Io sono la Moda, tua sorella.» «Mia sorella?» «Sì: non ti ricordi che tutte e due siamo nate dalla Caducità?» (Giacomo Leopardi, DIALOGO DELLA MODA E DELLA MORTE) Frau Mode und Frau Tod entdecken, dass sie Schwestern sind; ihre Mutter ist die Vergänglichkeit (auch Hinfälligkeit, oder Vergeblichkeit). Dame, qui n’avez pité de vostre amant qu’ocie en désirant vostre amitié Dame, vo pure biauté .... (Guillaume de Machaut, PLUS DURE) Ein Liebhaber klagt seiner angebeteten Dame, er stürbe in Liebessehnsucht nach ihr. Eile nicht, Wanderer, bete für mich, bald wird ein anderer, wenn Du liegst, wo ich, beten für Dich. (SPRUCH AN EINER GRABKAPELLE in Burg im Leimental) Al pié de la gran Croce, in cui languiva Vicino a morte il buon Gesù spirante, Scapigliata così pianger s’udiva La sua fedele addolorata Amante ..... Come, morendo tu, viver poss’io? .... (Girolamo Frescobaldi, AL PIÉ) Maria Magdalena weint um ihren sterbenden Geliebten Jesus am Kreuz. «Wie kann ich leben, wenn Du stirbst?» … «Mit Dir will ich Tod und Leben teilen.» Rappelez-vous l’objet que nous vîmes, mon âme, Ce beau matin d’été si doux: Au détour d’un sentier une charogne infâme .... Oui! telle vous serez, ô la reine des grâces, Après les derniers sacrements. Quand vous irez, sous l’herbe et les floraisons grasses, Moisir parmi les ossements, Alors, ô ma beauté! dites à la vermine qui vous mangera de baisers, Que j’ai gardé la forme et l’essence divine De mes amours décomposés! (Charles Baudelaire, UNE CHAROGNE) Am Wegrand liegt ein zerfallendes Aas. Der Dichter, auf einem Spaziergang mit seiner Angebeteten, entwirft dazu Fantasien über die Unsterblichkeit. «Ich würde ganz gern – warum denn nicht? – einen Ausflug mit einer Gesellschaft von lauter Niemand machen. Natürlich ins Gebirge, wohin denn sonst? .....Wir gehen so lala, der Wind fährt durch die Lücken, die wir und unsere Gliedmassen offen lassen. Die Hälse werden im Gebirge frei! Es ist ein Wunder, dass wir nicht singen.» (Franz Kafka, DER AUSFLUG INS GEBIRGE) Sempre caro mi fu quest’ermo colle, E questa siepe, che da tanta parte Dell’ultimo orizzonte il guardo esclude. Ma sedendo e mirando, interminati Spazi di là da quella, e sovrumani Silenzi, e profondissima quiete Io nel pensier mi fingo; ove per poco ll cor non si spaura. E come il vento Odo stormir tra queste piante, io quello Infinito silenzio a questa voce Vo comparando: e mi sovvien l’eterno E le morti stagioni, e la presente E viva, e il suon di lei. Così tra questa Immensità s’annega il pensier mio: E il naufragar m’è dolce in questo mare. (Giacomo Leopardi, L’INFINITO) «In dieser Unermesslichkeit ertrinkt mein Gedanke; süss ist mir der Schiffbruch in diesem Meere.»
Introduzione: «immortale?»
Intermezzo: «al pié»
Adagio: «clave»
Capriccio: «caducità»
Finale: «naufragar»