• Composition details
  • Fantasie und Fuge für Streichquartett (1942)

Gideon Klein 1919-1945

Der hochbegabte Gideon Klein besuchte ab 1931 das Prager Konservatorium und schloss es 1939 ab. Eine grosse Pianistenkarriere zeichnete sich ab. Weitere Studien musste er abbrechen; einen Studienplatz in London anzunehmen verhinderten die Nazis. Auftritte als Pianist waren 1941 nur noch unter einem Pseudonym, bald gar nicht mehr möglich. Als Komponist war er weitgehend Autodidakt; nur kurz konnte er noch bei Alois Hába studieren. Eine Folge dieser Begegnung mit dem Mikrotonexperimentator war 1940 das Duo für Violine und Viola im Vierteltonsystem. Im Dezember 1941 wurde Klein ins KZ Theresienstadt deportiert. Hier traf er mit Hans Krása, Pavel Haas (beide 20 Jahre älter), Viktor Ullmann, und Karel Ančerl zusammen. Sie organisierten im Lager zunächst verbotene, später als Propaganda nach aussen missbrauchte Konzerte und Vorträge. Klein komponierte dafür Kammermusik, Vokalwerke und eine Klaviersonate (1943), die sich in diesem Rahmen aufführen liessen. Dazu gehört auch die Fantasie und Fuge für Streichquartett, die, wenn auch kurz, doch eines der Hauptwerke Kleins ist. Bald nach Beendigung eines Streichtrios wurde Klein im Oktober 1944 nach Auschwitz und von dort nach Fürstengrube verlegt. Hier ist er unter ungeklärten Umständen am 27. Januar 1945 in den Kohlengruben, gerade erst 25 Jahre alt geworden, gestorben. Seine ausdrucksstarke Musik ist moderner als die von Haas oder Krása, orientierte er sich doch ausser an Janáček an Schönberg und Berg. Kleins Schwester Eliška Kleinová, die das KZ überlebt hat, gab seine Werke heraus und gründete 1994 die Gideon-Klein-Stiftung. Der tschechische Komponist Vojtěch Saudek sagte: «Kleins Werke sind ein Beispiel par excellence für künstlerische Kraft. Er komponierte, weil es ihm Grundbedürfnis war, seine einzige Möglichkeit zu leben.»
Fantasie: Lento – Andante cantabile – Largo
Fuga: Largo