György Kurtág darf heute neben Ligeti als der bedeutendste Komponist Ungarns gelten. Er studierte bei Sandor Veress und Ferenc Farkas, sowie – in Kammermusik, die er heute selber gerne unterrichtet – bei Leo Weiner. Der Einfluss von Bartók und des Schönberg-Kreises, speziell Weberns, haben seinen Stil geprägt. Dies gilt besonders für die Mikroludien, die er seinem Budapester Kollegen, dem Dirigenten und Komponisten András Mihály, zum 60. Geburtstag gewidmet hat. Die zwölf Aphorismen mit einer Dauer von zwölf Sekunden bis knapp zwei Minuten zeigen, so eigenständig und eigenwillig sie auch sind, die erwähnten Merkmale: Von Webern stammt die durchstrukturierte Kürze ohne dessen wienerische Expressivität, von Bartók die repetitive Rhythmik und das periodische Denken, das Kurtág selbst einmal so beschrieb: «Es geschieht etwas – und es wird geantwortet.»