• Werk-Details
  • Streichquartett Nr. 15, es-moll, op. 144 (1974)

Dmitrij Schostakowitsch 1906-1975

Das letzte Quartett Schostakowitschs gilt dem Andenken von Sergej Schirinski, dem 2. Geiger des Beethoven-Quartetts, das alle vorangehenden Quartette uraufgeführt hatte. Ihm hatte er das 14. Quartett gewidmet. Schostakowitsch sagte einmal: Ich möchte keine Widmungen mehr. Als ich das 13. Quartett Borissowski zugedacht habe, starb mein Freund kurz darauf. Um mich kreist der Tod, einen nach dem andern nimmt er mir, nahestehende und teure Menschen, Kollegen aus der Jugendzeit. In dieser Stimmung entstand das 15. Quartett mit seinen sechs Adagios. Bezüge zur Jugendzeit gibt es in Form von Rückgriffen auf Themen aus den Aphorismen von 1927; trotzdem ist das Quartett ein Werk des Abschieds, der Todesgedanken und der Resignation. Dies wird spürbar in der bereits in den vorangehenden Quartetten aufscheinenden Reduktion und Verinnerlichung. Die Sprache ist sublimiert, mysteriös und geradezu asketisch. Dies fühlt man schon im Fugato des 1. Satzes, wo die frische Bewegung dieser Form dem Wirken des einzelnen Tones und einer langsamen Folge von Klagegesten gewichen ist. In der Serenade ergibt sich in scharf abgesetzten Klängen bis hin zum Walzer über die Stimmen hinweg eine Zwölftonreihe. Das kurze Intermezzo gibt sich rezitativisch. Das Nocturne mit seiner Bratschenkantilene setzt sich vom fahlen Trauermarsch ab, bereitet ihn aber im pizzicato bereits vor. Der Epilog spielt mit Reminiszenzen an die früheren Sätze und gewinnt in Zweiunddreissigstel-Läufen scheinbar Bewegung. Doch dann zerbricht alles bis auf eine kurze Bratschen-Melodie – Vorahnung von Schostakowitschs letztem Werk, der Bratschen-Sonate op. 147, die eineinhalb Monate nach seinem Tod erstmals gespielt werden sollte?
Elegie: Adagio –
Serenade: Adagio –
Intermezzo: Adagio –
Nocturne: Adagio –
Trauermarsch: Adagio molto –
Epilog: Adagio