Tschaikowskys D-dur-Quartett gilt als erstes bedeutendes Streichquartett der russischen Musik. Zur Komposition hatte ihn sein Freund Nikolai Rubinstein, Gründer und Direktor des Moskauer Konservatoriums, an dem Tschaikowsky selber unterrichtete, veranlasst, indem er ihm empfahl, ein Konzert mit eigenen Werken zu geben. Tschaikowsky unterbrach die Komposition der Oper „Opritchnik“ und schrieb in kurzer Zeit das Streichquartett. Das Konzert fand am 28. März 1871 statt; das Quartett wurde bei der Uraufführung begeistert aufgenommen. Mag Tschaikowsky auch als „Westler“ gelten und in einem gewissen Gegensatz stehen zur Gruppe der Fünf (auch „das mächtige Häuflein“ genannt: Balakirew, Borodin, Cui, Mussorgsky, Rimsky-Korsakow), so treten doch gerade im D-dur-Quartett folkloristische Anklänge deutlich hervor. Es ist musikantisch-spielfreudig und weist einen unverkennbar russischen Tonfall auf. Im Kopfsatz wirkt das Thema mit seinem synkopierten 9/8-Takt eigenartig. Am deutlichsten klingt Folklore im Andante in B-dur, das durchwegs con sordini zu spielen ist, an. Hier greift Tschaikowsky auf ein Volkslied, das er im Sommer 1869 auf dem Landgut seiner Schwester in der Ukraine aufgeschrieben hat, zurück. Ihm stellt er ein geradezu salonhaftes Originalthema gegenüber. Das Scherzo, ein robuster russischer Tanz, ist heiter und entwickelt durch die Verlagerung des schweren Taktteils eine starke rhythmische Energie. Mit Elan verläuft das Finale. Es lässt ein russisches Dorffest aufleben. Nach dem pianissimo-Rückgriff auf das dritte Thema im Andante-Tempo klingt die Coda triumphierend fortissimo und allegro vivace aus.