„Tutto nel mondo è burla – Alles in der Welt ist Posse.“ So beginnt das Schlussstück von Verdis letzter Oper „Falstaff“ (Uraufführung am 9. Februar 1893 an der Mailänder Scala) – in Form einer Fuge. Der achtzigjährige Komponist beschloss damit witzig sein Opernschaffen, indem er sich über die Welt als Narrenhaus mokiert und mit der Erkenntnis endet, im Stück – im Leben? – seien „tutti gabbati – alle betrogen“, auch die, welche kurz zuvor noch glaubten, sie hätten die Lage im Griff. Wenig zuvor hiess es „Ride ben chi ride la risata final – Gut lacht, wer den letzten Lacher lacht.“ Lachen – ist das die Quintessenz eines langen Lebens? Nachdem er 24 ernsthafte Opern und jung eine komische geschrieben hatte, lässt er sein Schaffen im Lachen enden. Erstaunlich ist, dass er bereits zwanzig Jahre zuvor im Streichquartett den Schlusssatz nicht nur als Fuge gestaltet hat, sondern sie als Scherzo in raschestem Tempo charakterisiert. Im einzigen Werk einer Gattung, die man Verdi kaum zutraut, die er aber bestens kannte, sie aber nicht für „italienisch“ hielt, nimmt er senza parole den Schluss der letzten Oper vorweg. Bereits im vorangehenden Satz (Prestissimo), dem eigentlichen Scherzo, das als Trio eine kantable Serenade mit „Gitarrenbegleitung“ aufweist, scheint der spätere Falstaff-Ton präsent. Sein durcheinander wirbelndes Geschwätz dürfte man allerdings eher den „lustigen Weibern“ zuschreiben als der Schlussweisheit Falstaffs; das Trio lässt in den hohen Cellophrasen an den schmachtenden Ton Fentons denken. Der Kopfsatz deutet musikalisch die Entstehung des Quartetts an: 1873 musste Verdi in Neapel bei der Einstudierung der „Aida“ eine dreiwöchige Pause einlegen, da die Sängerin der Titelrolle, Teresa Stolz, an einer Halsentzündung litt. Da komponierte er zum Zeitvertreib eben ein Streichquartett – und schon beim ersten Thema scheinen Anklänge an „Aida“ auf, speziell an Passagen der Amneris am Beginn der Oper. Die Vortragsbezeichnung dolcissimo, con eleganza im nicht tiefgründig sein wollenden Andantino passt durchaus auch ins Opernhaus. Obwohl man bei Verdi immer dieses Opernhafte sucht (und findet) – das Quartett ist ein originelles Kammermusikwerk. Verdi dachte zunächst nicht an öffentliche Aufführungen und liess es nur im Freundeskreis spielen; erst drei Jahre später gab er es frei. Er wusste selber nicht (oder tat wenigstens so), was er von dem Werk halten solle, „aber dass es ein Quartett ist, das weiss ich!“