• Werk-Details
  • Streichquartett Nr. 13, G-dur, op. 106, B 192 (1895)

Antonín Dvorák 1841-1904

Dvořák war seit 1877 stark von Brahms beeinflusst und sah sich in Freundschaft durch den Älteren gefördert. Nur wenige Jahre nach dessen Klarinettenquintett schrieb er das G-dur-Quartett in der kurzen Zeit zwischen Anfang November und dem 9. Dezember 1895, ein halbes Jahr nach seiner zweiten Rückkehr aus New York. Zuvor war er nicht zur Arbeit, auch nicht zur Vollendung des As-dur-Quartetts op. 105, das er in New York begonnen hatte, imstande gewesen. Jetzt war alles anders: «Ich bin jetzt sehr fleissig. Ich arbeite so leicht und es gelingt mir so wohl, dass ich es mir gar nicht besser wünschen könnte.» Diese «erste Komposition nach der zweiten Rückkehr aus Amerika», wie der Komponist auf dem Titelblatt festhielt, lässt die neue Stimmung erahnen. Die Melodien- und Klangseligkeit des «Amerikanischen Quartetts» op. 96 ist zurückgedrängt und man beobachtet verstärkte motivische Arbeit; im Formalen ist trotz dem grossen Umfang des Werks alles konzentriert und durchgearbeitet. Der Kopfsatz, den Ludwig Finscher einen «der subtilsten Sätze, die Dvořák geschrieben hat» nennt, beginnt mit zwei signalhaften Motiven und ist durch harmonischen Reichtum bemerkenswert. Slawische Klanglichkeit verbindet sich mit sorgfältiger motivischer Arbeit. Das pathetische Adagio ist voller Emotionalität; es steht in Es-dur mit häufigem Wechsel nach Moll und ist als freier Variationssatz gestaltet. Das Scherzo in h-moll ist von slawischer Volksmusiknähe geprägt; es weist zwei Trio-Abschnitte auf: einen kantablen in As-dur und einen ländlerartigen in D-dur. Pentatonische Motive lassen Erinnerungen an «Amerikanisches» wach werden. Höhepunkt ist das Finale, welches auch das in der Romantik so schwierige Problem des Schlusssatzes formal klug löst. Nach einer Andante-Einleitung, die in der Mitte des Satzes wiederkehrt, greift es – typisch für die Spätromantik – Motive des Kopfsatzes auf, stellt sie aber in überraschende Zusammenhänge und Gegenüberstellungen, was aber auch schon kritisiert worden ist. Die Uraufführung des G-dur-Quartetts durch das Böhmische Quartett (mit Josef Suk, Dvořáks Schüler und zukünftigem Schwiegersohn, an der 2. Geige) fand erst im Oktober 1896 statt. Über ein halbes Jahr zuvor hatten Brahms und Dvořák miteinander die Wiener Erstaufführung der Sinfonie «Aus der Neuen Welt» gehört.
Allegro moderato
Adagio ma non troppo
Molto vivace
Finale: Andante sostenuto – Allegro con fuoco