Die «Gesellenlieder» sind Mahlers frühestes Werk von Bedeutung. Es lässt sich auf einen persönlichen Anlass zurückführen. 1883-85 war Mahler am Theater in Kassel als 2. Kapellmeister engagiert, wo auch die Sopranistin Johanna Richter im Ensemble war. Mahler verliebte sich – erfolglos. Folge aber war, dass er sechs Lieder dichtete und komponierte, die «Lieder eines fahrenden Gesellen». «Ich habe einen Zyklus Lieder geschrieben, vorderhand sechs, die alle ihr gewidmet sind. Sie kennt sie nicht.» «Die zwei blauen Augen von meinem Schatz» dürften die Johannas sein. Ob die Klavierbegleitung damals vollständig ausgeführt wurde, ist unklar. Im Druck erschienen die Lieder vorerst nicht. Für «Ging heut’ morgen übers Feld» ist eine erfolgreiche Aufführung mit Mahler am Klavier in einem Wohltätigkeitskonzert in Prag 1886 belegt. Erst 1897 wurden sie, auf vier reduziert und orchestriert, veröffentlicht, nachdem sie am 16. März 1896 in Berlin uraufgeführt worden waren. Dass daneben die 1. Sinfonie (1884-88; revidiert 1893-96) erklang, ist kein Zufall, werden darin doch zwei Liedpassagen zitiert.