• Werk-Details
  • Study IV for Treatise on the Veil für Streichquartett (Streichquartett Nr. 6) (2008)

Matthias Pintscher 1971-

Der in Frankfurt und Paris lebende Matthias Pintscher studierte Klavier, Schlagzeug, Violine und Dirigieren, dazu Komposition bei Giselher Klebe in Detmold. 1992–1994 nahm er Unterricht bei Manfred Trojahn. Werke Pintschers werden durch renommierte Ensembles und Orchester aufgeführt. Mehrfach war er Composer in residence, so 2006 beim Lucerne Festival. 2007 wurde er Professor für Komposition an der Hochschule für Musik in München. Im Rahmen des Basler Musikmonats 2001 hat das Arditti Quartet sein 4. Streichquartett «Ritratto di Gesualdo» (1992) in unseren Konzerten gespielt. Die Uraufführung seiner fünften Arbeit für Streichquartett fand am 26.1.2009 im Rahmen der Salzburger Mozartwoche durch das Minguet Quartett statt. Auslöser für einen Zyklus von Kammermusikwerken war Pintschers Begegnung mit dem Bilderzyklus Treatise on the Veil von Cy Twombly. Im Programmheft der Uraufführung schreibt Rainer Lepuschitz nach einem Gespräch mit Pintscher (gekürzt): »Auf Twomblys riesigen Tafeln befinden sich, mit Kreide gezeichnet, Skalen und geometrische Formen, die auf dem monochromen Untergrund der Leinwände wie eine perspektivische Vermessung – der Welt? – wirken. Pintschers „Studies“ bilden den Versuch, die Perspektiven auszuloten, die Phänomene von Nähe und Ferne und die Eigenschaften von Verdichtung und Übermalung hörbar zu machen. Durch verschiedene, mehrschichtige Kompositions- und Spieltechniken soll „die Allusion von perspektivischen, sich kreuzenden und dialogisierenden Linien“ hergestellt werden. „Gezogene Töne (,Linien‘) scheinen wie die gezeichnete Linie auf einem Untergrund zusätzliche Dimensionen von Räumlichkeit zu entwickeln, werden hör-perspektivisch ausgerichtet“, so der Komponist über die bisher vier „Studies“. Der formale Ablauf und die Erzählstruktur sind in den vier Stücken identisch. [...] Die „Studies“ folgen dem ikonographischen Prinzip: Die Gestalt der Werke wird, ohne zwangsläufige Entwicklung, im Laufe der Komposition erreicht, was eine mäandernde Form ergibt. Jeder musikalische Ablauf entspricht allein dem Moment, in dem sich das Stück gerade befindet. Pintscher gibt dadurch der musikalischen Komposition alle erdenkliche Freiheit, ebenso mit der bis in kleinste Fasern abgestuften Strukturierung und Klangfarbengebung, womit die Musik ihr größtmögliches Spektrum erhält. [...] In ihr [Study IV] sind die vier Streichinstrumente wie ein einziger Klang behandelt, sie werden als ein Instrument geführt. Das Zerfließende und die Vexierbilder verdichten sich zu einem Klangbild. Die Mehrstimmigkeit ist wie in einem Instrument verschmolzen.«